Wilhelm Reichs Klassiker „Massenpsychologie des Faschismus“ provoziert Vergleiche zwischen 1933 und 2020.
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Im Januar 2020 erscheint Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ nach 87 Jahren erstmals im redigierten Originaltext. Es ist nicht nur eines der wichtigsten psychoanalytischen Bücher, die je veröffentlicht wurden. Innerhalb dessen, was heute Rechtsextremismusforschung genannt wird, war es die erste Publikation zu psychosozialen Hintergründen des Nazi-Staates. Eine Einordnung und Auszüge aus dem Text von 1933.
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Ein eigenständiges Werk
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Wilhelm Reich (1897 bis 1957), „linker“ Psychoanalytiker und kritischer Mitstreiter Sigmund Freuds, hatte 1933 das erklärte Ziel, Elemente aus Psychoanalyse und Marxismus zu etwas Neuem zu verschmelzen, das er „Sexualökonomie“ nannte. Da er seit 1930 in Berlin lebte, war er unmittelbar konfrontiert mit dem damaligen politischen „Rechtsruck“, als Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands und Sexualreformer zugleich in dessen Abwehr involviert. Was er dabei erfuhr und begriff, hielt er fest für die Massenpsychologie.
Dieses Buch ist also zugleich ein Zeitzeugenbericht: Ein marxistischer Psychoanalytiker jüdischer Herkunft erlebt, kommentiert und analysiert das Ende der Weimarer Republik und den Siegeszug des Nationalsozialismus. Darüber hinaus deckte Reich psychosoziale Grundzüge des internationalen Faschismus auf. Fertigstellen konnte er sein Werk erst, nachdem er im Mai 1933 in Dänemark, seinem ersten Exilland, angekommen war.
Noch im selben Jahr wurde er aus den kommunistischen Organisationen ausgeschlossen, nicht zuletzt, weil er Letzteren in der Massenpsychologie zu psychoanalytisch argumentierte und Grundthesen von Marx in Zweifel zog. Nahezu zeitgleich wurde ihm die Mitgliedschaft in den psychoanalytischen Vereinigungen entzogen: vor allem weil sein offen antifaschistisches Auftreten deren Anpassungskurs an das NS-System behinderte.
1946 publizierte Reich dann eine sich in vielem gravierend vom Original unterscheidende (1) englischsprachige Ausgabe der Massenpsychologie. Diese 1971 auch auf Deutsch erschienene Schrift stellt zweifellos eine bemerkenswerte Weiterführung dar. Die Lektüre des Originals ersetzt sie jedoch nicht.
mehr:
- Anatomie des Wahns (Andreas Peglau, Rubikon, 16.01.2020)
siehe auch:
- Reichstags-9/11: Vom Neocon-Putsch zur weltweiten Überwachung (Post, 10.08.2019)
- COG nach 9/11 – Der Ausnahmezustand – und seine Vorbereitung – laden zum Mißbrauch ein (Post, 05.04.2019)
- USA: Die verrückten Neocons (Post, 02.03.2019)
- Der Fall Wilhelm Reich (Post, 15.09.2013 )
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