Freitag, 19. Juni 2020

Corona-Tests und die nie endende Endemie…


Massnahmen abhängig zu machen von neuen Fällen pro 100'000 Einwohner und von der R-Zahl, sei Unsinn, erklärt ein Mathematiker.

Das Kernproblem besteht darin, dass die Tests, die mit einem Rachenabstrich untersuchen, ob jemand angesteckt ist, fehlerbehaftet sind. Denn erstens wegen der Ungenauigkeit der Tests an sich (z.B. Verwechslung verschiedener Coronaviren) sowie zweitens auch wegen unsorgfältiger Handhabung beim Testen gibt es keine Tests, die hundertprozentig zuverlässige Resultate liefern. Entweder erkennen sie tatsächlich Infizierte nicht als solche (= falsch negative Resultate) oder sie weisen vom Virus nicht angesteckte als Infizierte aus (= falsch positive Resultate).

Solche falsch positiven Resultate stehen hier im Zentrum: Sie geben «Angesteckte» oder «Infizierte» an, obwohl die Betroffenen das Virus nicht erwischt haben und frei von Sars-Cov-2 sind.

Kleine Fehlerquote mit grossen Folgen

Der gängige Corona-Test beruht auf der PCR-Methode. Abstriche aus dem Mund-, Nasen- oder Rachenraum kommen in spezialisierte Labors. Dort wird mit einer äusserst genauen molekularen Überprüfung untersucht, ob die Abstriche Erbgut des Sars-CoV-2 enthalten.

Selbst eine kleine Fehlerquote kann erhebliche Folgen haben. Bei den verschiedenen PCR-Tests in Deutschland kommt es laut einer am 3. Juni aktualisierten Studie (Ringversuch von über 400 Labors) im Durchschnitt der Labors zu 1,8 Prozent falsch positiven Resultaten. Mit anderen Worten:

  • Auf 100'000 durchgeführte Tests werden durchschnittlich 1'800 Menschen fälschlicherweise als „Corona-Infizierte“ ausgewiesen, obwohl sie tatsächlich gar nicht infiziert sind.
Diese Fehlerquote fällt statistisch wenig ins Gewicht, wenn der Anteil der tatsächlich Infizierten unter den Getesteten hoch ist. Zum Beispiel wenn vor allem oder ausschliesslich Personen mit Symptomen getestet werden, wie dies lange der Fall war.

Doch in der aktuellen Situation hält der deutsche Mathematiker Klaus Pfaffelmoser diese Fehlerquote von 1,8 Prozent für «dramatisch», weil unter den heute Getesteten der Anteil der Angesteckten ebenso klein oder sogar kleiner sei wie der Prozentsatz der falsch positiven Resultate. Tatsächlich wurden vom 11. Mai bis zum 31. Mai in Deutschland nur noch zwischen 1,1 und 1,7 Prozent der Untersuchten positiv getestet, also zwischen 1'100 und 1'700 von 100'000 getesteten Menschen. Die Zahlen liegen damit im Bereich der statistisch zu erwartenden falschen Resultate.

In der Schweiz ist die Situation noch extremer. Die Zahl der zu erwartenden falsch positiven Resultaten übertrifft die Zahl der «neuen bestätigten Fälle» deutlich: Von insgesamt 85'995 Testresultaten in der Zeit vom 1. bis 17. Juni zeigten lediglich 466 eine Infektion an. Das entspricht 0,54 Prozent aller Testresultate. Diese Zahlen teilte das Bundesamt für Gesundheit Infosperber mit. Das entspricht 542 «Fälle» je 100'000 getesteten Menschen.

Gehen wir im Folgenden trotzdem von der pessimistischen Variante aus, dass gegenwärtig

  • von 100'000 getesteten Personen 1'500 positiv getestet werden, also als infizierte Fälle gelten.
Von 100'000 Testresultaten zeigen also 1'500 eine Infektion an. Es sind die statistisch «neuen Fälle», die überall publiziert werden. Wenn man aber weiss, dass bei 100'000 Tests 1'800 falsche Resultate zu erwarten sind («falsch positive» Befunde), sollten seriöse Medien die statistisch erfassten Fallzahlen nicht mehr publizieren. Denn die Zahl der statistisch zu erwartenden falschen Resultate (1'800) übersteigt dann sogar die Zahl der gemeldeten Infizierten (1'500) – in der Schweiz sogar um das Dreifache (1'500 gegenüber 542). Natürlich liegt es auch an den Behörden, auf die fragewürdige Aussagekraft und den grossen Fehlerbereich ihrer «Fallzahlen»-Statistik deutlich hinzuweisen.

Für Pfaffelmoser hat die Fehlerquote der Tests gravierende Folgen:

1. Selbst wenn Sars-CoV-2 vollständig verschwunden ist, ergeben 100'000 Tests fälschlicherweise immer noch 1800 Infizierte an. Deshalb verbreitet sich das Virus in der Statistik ständig weiter. In einer von Viren völlig freien Region würden statistisch weiterhin «Fälle» auftreten. Und je mehr Tests gemacht würden, desto mehr würde die Kurve der «Fälle» in der Statistik sogar wieder ansteigen. Doch in Tat und Wahrheit handelt es sich in dieser tatsächlich virenfreien Region ausschliesslich um falsche Testresultate.
2.  Es macht keinen Sinn, künftige, einschränkende Massnahmen von der Zahl der Neuinfizierten pro 100'000 Einwohner abhängig zu machen, beispielsweise in Deutschland von 50 Infizierten pro 100'000 Einwohner innerhalb einer Woche. Denn bereits 2778 Tests pro 100'000 Einwohner genügen, um diese 50 Infizierten in einer faktisch Covid-19-freien Bevölkerung fälschlicherweise auszuweisen (Fehlerquote 1,8 Prozent).

Im Deutschen Ärzteblatt machte vor wenigen Tagen auch ein Medizinjournalist auf diese Problematik aufmerksam und empfiehlt, die Prävalenz, also die Häufigkeit der tatsächlichen Fälle, die in einer Bevölkerung vorhanden sind, bei der Interpretation der Tests beizuziehen. Wenn es nur wenige tatsächliche Fälle gibt, würden falsch positive Resultate das Resultat stark beeinflussen.

Das Ärzteblatt empfiehlt bei positiven Resultaten einen zweiten Kontrolltest, der die Wahrscheinlichkeit von falschen Resultaten stark reduziert.

Doch solche Nachtests werden trotz der wenigen positiven Resultate kaum gemacht. In der Schweiz wurden nach Angaben des Bundesamts für Gesundheit vom 1. bis 17. Juni 85'995 Tests durchgeführt (davon 466 mit positivem Resultat), jedoch lediglich lediglich 34 Doppeltests mit positivem Resultat. «Der Grund für die Durchführung des zweiten Tests ist nicht bekannt», erklärt das BAG.

mehr:
- Auch ohne neue Corona-Fälle steigen die «Fallzahlen» weiter! (Urs P. Gasche, Info-Sperber, 19.06.2020)
mein Kommentar:
Herr Gasche scheint zu glauben, bei den Regierungsmaßnahmen ginge es um die Corona-Endemie.
Das wundert mich sehr…
siehe auch:
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