Donnerstag, 8. Oktober 2020

Corona: Vertrauen in die Impfstoffe?

Präsident Trump wollte Minimalstandards im Testverfahren aushebeln, damit eine Impfung noch vor den Wahlen zugelassen werden kann.

Die US-Gesundheitsbehörden wollen einen Impfstoff erst zulassen, nachdem die Gesundheit der geimpften Testpersonen wenigstens zwei Monate lang verfolgt wurde. Doch selbst diese lächerlich kurzen zwei Monate sind der Trump-Administration zu lang, weil bei Einhaltung dieser Frist kein Impfstoff noch vor den US-Wahlen vom 3. November zugelassen werden könnte. Trump erhofft sich von einer Zulassung einen bitter benötigten Erfolg vor den Wahlen.

Bereits am 21. September legte die Food and Drug Administration FDA der Trump-Administration eine geplante Richtlinie für den beschleunigten Zulassungsprozess von Corona-Impfstoffen vor. Pharmakonzerne hoffen auf eine «emergency use authorization». Die FDA sieht in der Richtlinie vor, dass Testfreiwillige nach der Impfung wenigstens zwei Monate lang untersucht werden müssen, bevor eine Zulassung des Impfstoffs möglich ist. Nach Informationen der «New York Times» hat jedoch der Stabschef des Weissen Hauses, Mark Meadows, der FDA nicht erlaubt, die Richtlinie herauszugeben. Vergeblich habe die FDA argumentiert, die zwei Monate seien nötig, um sowohl Wirkung wie Nebenwirkungen eines Impfstoffs zu identifizieren.

Der Pharmakonzern Johnson & Johnson erklärte öffentlich, die Empfehlungen der FDA ohne Rücksicht auf die Haltung des Weissen Hauses zu befolgen. Und jetzt machte die FDA die vorgesehenen Richtlinien indirekt publik, in dem sie diese einem Schreiben an die Mitglieder ihres Beratungsgremiums zustellte. Rechtlich könnte die Trump-Administration einen Impfstoff trotzdem noch vor den Wahlen zulassen, indem sie sich auf einen Notfall beruft. Der Pharmakonzern Pfizer hatte angekündigt, eine Zulassung noch vor den Wahlen zu beantragen. Allerdings hat der grösste Verband der US-Pharmaindustrie bekanntgegeben, dass er die Richtlinie der FDA unterstütze.

Laut Richtlinienentwurf «erwartet» die FDA, dass die Konzerne nach einer Zulassung die längerfristige Wirksamkeit und Sicherheit ihrer Impfstoffe weiter verfolgen.

Es kann nicht überraschen, dass im Mai noch 72 Prozent und im September nur noch 51 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner erklärten, sich «sicher oder wahrscheinlich» impfen zu lassen (Umfrage des Pew Research Center).
mehr:
- Das schafft kein Vertrauen in Corona-Impfstoffe (Urs P. Gasche, InfoSperber, 08.10.2020)
siehe auch:
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