Alleine die äußeren Umstände dieses Jahrhundertprozesses gegen Julian Assange in London sind unfassbar, kabarettreif, wie die Anstalt gezeigt hat. Der Angeklagte sitzt getrennt von seinen Anwälten in einem Glaskasten, er muss sich täglich nackt ausziehen, muss sich röntgen lassen, seine Anwälte durfte er monatelang nicht sehen, ebenso wenig wie seine Verlobte und kleinen Kinder, eine neue Anklage wurde erst kurz vor dem Prozess seinen Verteidigern übergeben, zugelassen zum Prozess ist nur eine Handvoll Journalisten, NGOs wie Reporter ohne Grenzen und Amnesty International wurden ausgeschlossen, usw., usf. Die Anhörungen selbst strotzen vor Ungeheuerlichkeiten, wie man u.a. hier und hier und in den täglichen Berichten von Craig Murray nachlesen kann. Große britische Medien wie die BBC oder auch der angeblich liberale Guardian glänzen durch Abwesenheit. Letzterer spielt bei der ganzen Affaire eine besonders schändliche Rolle, wie Jonathan Cook in seinem Artikel darlegt, den wir in gekürzter Form veröffentlichen. Übersetzung: Susanne Hofmann.
(…) Unter Druck veröffentlichte der Guardian am Freitag endlich einen kurzen, dürftigen und grob vereinfachenden Bericht über die Anhörungen der vergangenen Woche und nutzte diesen dazu, auf die wachsende Kritik an der Rolle der Zeitung bei der Veröffentlichung des Passworts im Buch von Leigh und Harding zu reagieren. Die Stellungnahme des Guardian ist nicht nur scheinheilig bis zum Gehtnichtmehr, sondern liefert Assange ans Messer, indem das Blatt die Verantwortung für die Veröffentlichung des Passworts von sich schiebt. So trägt es dazu bei, Assange der US-Kampagne, mit dem Ziel ihn einzubuchten, noch schutzloser auszuliefern.
Hier ist die Stellungnahme des Guardian:
„Der Guardian hat deutlich gemacht, dass er gegen die Auslieferung von Julian Assange ist. Es ist jedoch vollkommen falsch zu behaupten, dass das 2011 herausgebrachte Guardian-Buch über WikiLeaks zur Veröffentlichung unredigierter Dateien der US-Regierung führte.“, sagte ein Sprecher.
(…) Unter Druck veröffentlichte der Guardian am Freitag endlich einen kurzen, dürftigen und grob vereinfachenden Bericht über die Anhörungen der vergangenen Woche und nutzte diesen dazu, auf die wachsende Kritik an der Rolle der Zeitung bei der Veröffentlichung des Passworts im Buch von Leigh und Harding zu reagieren. Die Stellungnahme des Guardian ist nicht nur scheinheilig bis zum Gehtnichtmehr, sondern liefert Assange ans Messer, indem das Blatt die Verantwortung für die Veröffentlichung des Passworts von sich schiebt. So trägt es dazu bei, Assange der US-Kampagne, mit dem Ziel ihn einzubuchten, noch schutzloser auszuliefern.
Hier ist die Stellungnahme des Guardian:
„Der Guardian hat deutlich gemacht, dass er gegen die Auslieferung von Julian Assange ist. Es ist jedoch vollkommen falsch zu behaupten, dass das 2011 herausgebrachte Guardian-Buch über WikiLeaks zur Veröffentlichung unredigierter Dateien der US-Regierung führte.“, sagte ein Sprecher.
mehr:
- Die betrügerische neue Stellungnahme des Guardian verrät sowohl Julian Assange als auch den Journalismus (Jonathan Cook, Übersetzung: Susanne Hofmann, NachDenkSeiten, 03.10.2020)
siehe auch:
Ein Feigling ist ein Mensch, bei dem der Selbsterhaltungstrieb normal funktioniert.
[Ambrose Gwinnett Bierce (1842 - 1914), genannt Bitter Pierce, US-amerikanischer Journalist und Satiriker]
Der UN-Sonderberichterstatter Nils Melzer hat seine Position zum Fall Assange noch einmal klar gestellt – doch keine Zeitung wollte den Beitrag drucken
Der Sonderberichterstatter des Hochkommissariats für Menschenrechte bei den Vereinten Nationen, der Schweizer Nils Melzer, der zusammen mit zwei medizinischen Experten Julian Assange im Gefängnis besuchen konnte, hatte in seinem Gutachten am 31. Mai 2019 von der massiven "psychologischen Folter" gesprochen, der Assange seit Jahren ausgesetzt werde und ein sofortiges Ende der "kollektiven Verfolgung" des Wikileaks-Gründers gefordert. "In 20 Jahren Arbeit mit Opfern von Krieg, Gewalt und politischer Verfolgung", so Nils Melzer, "habe ich noch nie erlebt, dass sich eine Gruppe demokratischer Staaten zusammenschließt, um ein einzelnes Individuum so lange Zeit und unter so geringer Berücksichtigung der Menschenwürde und der Rechtsstaatlichkeit bewusst zu isolieren, zu verteufeln und zu missbrauchen".
Klarer und deutlicher als in dem Statement des UN-Folterexperten kann man kaum benennen, welchem menschenunwürdigen Unrecht Julian Assange seit Jahren ausgesetzt ist, doch abgesehen von einigen alternativen Medien erregten diese Anklagen kein größeres Aufsehen. Sie verschwanden sofort wieder aus den Nachrichten und der britische Außenminister Jeremy Hunt verbat sich die "hetzerischen Anschuldigungen" des UN-Berichterstatters.
Zur Klarstellung seiner Position und seiner Argumente hatte Nils Melzer dann im Juni einen Artikel verfasst und ihn dem Guardian, der Times, der Financial Times, dem Sydney Morning Herald, dem Australian, der Canberra Times, dem Telegraph, der New York Times, der Washington Post, der Thomson Reuters Foundation und Newsweek zur Veröffentlichung angeboten. Keine dieser Zeitungen wollte ihn veröffentlichen und er erschien dann online auf medium.com (Demasking the Torture of Julian Assange).
[Mathias Bröckers, Präzedenzfall WikiLeaks, Telepolis, 01.07.2019 – Hervorhebung von mir]
- Daniel Ellsberg, Vater aller Whistleblower (Post, 03.03.2016)
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