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Mr. Ellsberg, wir kennen uns nicht persönlich, aber ich habe sehr viel über Sie gelesen, ich weiß, was Sie getan haben, und das beeindruckt mich sehr. Ich verneige mich vor Ihnen. Fast am meisten beeindruckt hat mich ein Artikel, den Sie für die Washington Post geschrieben haben, im Juli 2013. Da hatte Edward Snowden gerade Asyl in Moskau gefunden.
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Sie haben damals geschrieben: „Viele Leute erwähnen mein Beispiel und werfen Edward Snowden vor, sein Land verlassen zu haben, anstatt sich hier der Strafverfolgung zu stellen, wie ich das getan habe. Ich bin nicht dieser Ansicht. Das Land, in dem ich damals geblieben bin, war ein anderes Amerika, und das ist lange her.“
Sie haben Snowden in Schutz genommen. Und Sie haben das Risiko, das Sie selbst damals auf sich genommen haben, nachträglich harmloser gemacht, als es war. Aber Ihr Risiko war nicht klein. Wenn es nach Richard Nixon und Henry Kissinger gegangen wäre, dann hätten Sie bis zum Jahr 2008 im Knast gesessen – bei guter Führung. Sie hatten Glück. Nixon hat es übertrieben – in Ihrem Fall wie viele Jahre später im Watergate-Skandal. Er hat Leute geschickt, die in die Praxis Ihres Psychoanalytikers einbrachen, um irgendwelches Material gegen Sie zu sammeln. Ihr Telefon wurde abgehört, obwohl es dafür keinen Beschluss gab. Schließlich tauchte eine geheimdienstliche Anweisung auf, die forderte, „D. E. vollständig außer Gefecht zu setzen“.
mehr:
Vater aller Whistleblower (Jakob Augstein, der Freitag, 03.03.2016, Hervorhebung im folgenden Zitat von mir)
Die Staaten des Westens sind Demokratien. Es wird gewählt. Regierungen wechseln. Es gibt die Medien, die mehr oder weniger unabhängig sind. Es gibt Nichtregierungsorganisationen. Es gibt die Gewaltenteilung. Das ist alles schön und gut, und wir sollten uns darüber freuen. Denn es könnte tatsächlich schlimmer sein.
Aber unter dieser Oberfläche gibt es unsichtbare Tiefenstrukturen. Von Macht und Rechtlosigkeit, von Überwachung und Kontrolle und von Gehorsam. Vor allem von Gehorsam. Es gibt eine funktionstüchtige Infrastruktur des vollkommenen Polizeistaats, in die wir alle eingebettet sind. Wir sehen sie nicht. Wir spüren sie nicht. Aber sie umgibt uns. Wir leben in einem ruhenden Polizeistaat, in einem schlafenden Polizeistaat – der jederzeit zum Leben erweckt werden kann.
Wer diesem Rechtsstaat in die Quere kommt, kann sich auf einiges gefasst machen. Chelsea Manning verbrachte neun Monate in Isolationshaft. Sie musste nachts ihre Kleider abgeben und morgens nackt vor der Zelle antreten. Körperliche Übungen waren ihr verboten. Das Licht brannte unablässig. Das ist der Rechtsstaat.
Und Selbsttäuschung war es, die viele Journalisten in Deutschland eher mürrisch auf die Wikileaks-Veröffentlichungen reagieren ließ. Der Herausgeber der Zeit, Josef Joffe, war da typisch. Er schrieb, er wünsche sich „keinen Ein-Mann-Rächer, der nach eigenem Geschmack entscheidet, was zu veröffentlichen sei. Dafür haben wir Parlamente und Gerichte, also den Rechtsstaat“. Normalerweise rechtfertigen staatliche Stellen mit solchen Worten die Knebelung der Presse. Nur zur Erinnerung: Die Folter in Abu Ghraib, das grausame Waterboarding in den Gefängnissen der CIA, das Niedermähen unbewaffneter Zivilisten in Afghanistan – all das, was die USA in gefährliche Nähe zu den Unrechtsregimen im Nahen Osten, zu China und zur untergegangenen Sowjetunion gebracht hat, ist eben nicht durch „Parlamente und Gerichte“ an den Tag gekommen, sondern durch Whistleblower. […]
Nach US-amerikanischem Recht ist die Überwachung der Welt erlaubt. Was soll das? Diesen Rechtsanspruch können sich die Amerikaner gar nicht selbst genehmigen.Mein Kommentar:
In Bezug auf ihre Auffassung von Sicherheitspolitik sind die USA heute ein totalitärer Staat. Solange das so ist, haben wir eine besondere Verpflichtung, wir in Europa, wir in Deutschland. Es ist die Verpflichtung, die Flamme der Freiheit nicht ausgehen zu lassen. Es ist die Verpflichtung, jenen, die gegen diesen Totalitarismus kämpfen, Schutz zu gewähren.
Wenn Augstein das wirklich glaubt, was er hier sagt, wieso schreibt er dann nicht gegen die Ukraine-Berichterstattung an?
DER GEFÄHRLICHSTE MANN IN AMERIKA - DANIEL ELLSBERG UND DIE PENTAGON-PAPIERE {1:31:15}
AAERAA
Am 06.08.2012 veröffentlicht
Am 06.08.2012 veröffentlicht
DER GEFÄHRLICHSTE MANN IN AMERIKA
[http://aaeraa.blogspot.com]
Der Amerikaner Daniel Ellsberg hatte im März 1971 der „New York Times" eine streng geheime Regierungsstudie über die Vietnampolitik der USA zugespielt.
Papiere aus einem Safe nehmen, kopieren und an Journalisten verteilen -- das klingt bereits gefährlich. Der Amerikaner Daniel Ellsberg hatte im März 1971 der „New York Times" eine streng geheime Regierungsstudie über die Vietnampolitik der USA zugespielt. Die 7000 Seiten umfassenden „Pentagon-Papiere" belegten, dass gleich mehrere Präsidenten das Engagement der USA in Indochina vor der Öffentlichkeit heruntergespielt hatten, während längst Krieg und Bombardements geplant worden waren.
Die Nixon-Regierung ging gegen die Veröffentlichung der „Pentagon-Papiere" mitten im Vietnamkrieg mit allen Mitteln vor. Das FBI fahndete nach Ellsberg und seiner Frau, die tagelang untertauchten und in dieser Zeit weitere Zeitungen mit Kopien versorgten. Als sich der ehemals hochrangige Pentagon-Mitarbeiter schließlich stellte, drohten ihm laut Anklage 115 Jahre Gefängnis, unter anderem wegen Spionage und Verschwörung. Der Prozess wurde allerdings eingestellt. Und die Veröffentlichungsverbote, die die Regierung gegen die US-Presse erwirkt hatte, wurden vom Obersten Gericht kassiert. So geriet die Affäre zu einem Meilenstein in Sachen Pressefreiheit.
Vor einigen Jahren wurde Ellsberg von James Spader im Spielfilm „The Pentagon Papers" dargestellt, doch der in diesem Jahr „Oscar"-nominierte US-Dokumentarfilm erzählt die politisch brisante Geschichte nicht weniger packend. Im Mittelpunkt steht der mittlerweile ergraute Ellsberg, der im August 1964 als junger Wissenschaftler und ehemaliger Analyst der Rand Corporation, einer Denkfabrik der US-Streitkräfte, zum Pentagon wechselte. Er arbeitete Verteidigungsminister Robert McNamara zu und sammelte unter anderem Berichte über Gräueltaten des Vietcong -- als Argumentationshilfe für McNamara, der Präsident Lyndon B. Johnson zu systematischen Bombardierungen überreden wollte. Ellsberg war überzeugt von der Mission, Vietnam vor dem Kommunismus zu retten.
Die Autoren Judith Ehrlich und Rick Goldsmith haben akribisch Bildmaterial und Zeitzeugenaussagen gesammelt und zu einem spannenden Politthriller montiert. Ihr Film bietet nicht nur wegen der Tiraden Nixons („Ich schere mich um die Zivilisten einen Dreck") ernüchternde Einblicke in die US-Administration während des Vietnamkriegs. Am Ende demonstriert ein weißhaariger Daniel Ellsberg gegen den Irakkrieg und wird von der Polizei abgeführt.
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Der Amerikaner Daniel Ellsberg hatte im März 1971 der „New York Times" eine streng geheime Regierungsstudie über die Vietnampolitik der USA zugespielt.
Papiere aus einem Safe nehmen, kopieren und an Journalisten verteilen -- das klingt bereits gefährlich. Der Amerikaner Daniel Ellsberg hatte im März 1971 der „New York Times" eine streng geheime Regierungsstudie über die Vietnampolitik der USA zugespielt. Die 7000 Seiten umfassenden „Pentagon-Papiere" belegten, dass gleich mehrere Präsidenten das Engagement der USA in Indochina vor der Öffentlichkeit heruntergespielt hatten, während längst Krieg und Bombardements geplant worden waren.
Die Nixon-Regierung ging gegen die Veröffentlichung der „Pentagon-Papiere" mitten im Vietnamkrieg mit allen Mitteln vor. Das FBI fahndete nach Ellsberg und seiner Frau, die tagelang untertauchten und in dieser Zeit weitere Zeitungen mit Kopien versorgten. Als sich der ehemals hochrangige Pentagon-Mitarbeiter schließlich stellte, drohten ihm laut Anklage 115 Jahre Gefängnis, unter anderem wegen Spionage und Verschwörung. Der Prozess wurde allerdings eingestellt. Und die Veröffentlichungsverbote, die die Regierung gegen die US-Presse erwirkt hatte, wurden vom Obersten Gericht kassiert. So geriet die Affäre zu einem Meilenstein in Sachen Pressefreiheit.
Vor einigen Jahren wurde Ellsberg von James Spader im Spielfilm „The Pentagon Papers" dargestellt, doch der in diesem Jahr „Oscar"-nominierte US-Dokumentarfilm erzählt die politisch brisante Geschichte nicht weniger packend. Im Mittelpunkt steht der mittlerweile ergraute Ellsberg, der im August 1964 als junger Wissenschaftler und ehemaliger Analyst der Rand Corporation, einer Denkfabrik der US-Streitkräfte, zum Pentagon wechselte. Er arbeitete Verteidigungsminister Robert McNamara zu und sammelte unter anderem Berichte über Gräueltaten des Vietcong -- als Argumentationshilfe für McNamara, der Präsident Lyndon B. Johnson zu systematischen Bombardierungen überreden wollte. Ellsberg war überzeugt von der Mission, Vietnam vor dem Kommunismus zu retten.
Die Autoren Judith Ehrlich und Rick Goldsmith haben akribisch Bildmaterial und Zeitzeugenaussagen gesammelt und zu einem spannenden Politthriller montiert. Ihr Film bietet nicht nur wegen der Tiraden Nixons („Ich schere mich um die Zivilisten einen Dreck") ernüchternde Einblicke in die US-Administration während des Vietnamkriegs. Am Ende demonstriert ein weißhaariger Daniel Ellsberg gegen den Irakkrieg und wird von der Polizei abgeführt.
siehe auch:
- Atombombe, Demokratie und Deutungssysteme (Post, 11.08.2015)
- Putin hat gesprochen! Howgh! – Die Valdai-Rede (Post, 26.10.2014)
- Gegen den Krieg – Können wir sachlich bleiben? (Post, 12.12.2014)
- Ist er tatsächlich so doof? (Post, 01.03.2007)
Ich gab meinen Arbeitsplatz, meine Karriere,
meine Sicherheitseinstufung auf
und setzte meine Freiheit aufs Spiel.
Und das alles für ein Unterfangen
mit ungewissem Ausgang, in der Annahme,
dass sich die Öffentlichkeit,
wenn sie die Tragweite der ihr
25 Jahre lang aufgetischten Lügen
zur Schlächterei in Vietnam erführe,
gegen den Krieg entscheiden würde.
Leider lernt man dabei etwas
über seine Mitmenschen,
das man eigentlich gar nicht wissen will:
daß sie zuhören, daraus lernen,
sogar verstehen …
und es dann aber weiter ignorieren.
[Daniel Ellsberg, ](Daniel Ellsberg, *1931, Whistleblower, mitverantwortlich für die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere 1971, in einem Radio-Interview 1972, zitiert aus
Der gefährlichste Mann in Amerika – Daniel Ellsberg und die Pentagon-Papiere [da zu finden ab 1:19:20])»Als wir begannen, die Geschworenen auszuwählen, brachten wir ihm einen Psychiater als Experten mit. Er sagte uns, daß wir zwei junge Männer verteidigen würden, kluge Männer, die viel erreicht hätten; Männer mit einer Zukunft, die bereit wären, all das nicht für sich selbst oder ihre Karriere zu opfern, sondern für ein Prinzip. Und der Psychiater riet uns: ›In diese Jury sollten Sie keine Männer mittleren Alters berufen, denn das könnten Männer sein, die vielleicht im Laufe ihres Lebens Prinzipien für ihre Karriere, für ihre Familie geopfert haben.‹ Sie hätten nur Geringschätzung, womöglich nur Verachtung übrig für zwei Männer, die um ihrer Prinzipien willen all das aufs Spiel gesetzt haben.«
[Leonard Weinglass, Verteidiger von Anthony Russo, in: Der gefährlichste Mann in Amerika – Daniel Ellsberg und die Pentagon-Papiere {1:31:15 – Leonard Weinglass: »In diese Jury sollten Sie keine Männer mittleren Alters berufen.« ab 1:21:44]
Die Meinung der Arbeiter über Studenten der 68er-Bewegung {0:42}
Nihilistible
Am 21.08.2012 veröffentlicht
Am 21.08.2012 veröffentlicht
Gegen-Sozialismus.jimdo.com
http://gegen-sozialismus.jimdo.com
http://gegen-sozialismus.jimdo.com
Zitat aus obigem Video:
»Irgendwie wollten die Arbeiter nicht das richtige Klassenbewußtsein eintwickeln. Vielleicht wollten sie lieber einen Opel Kadett…Dutschke & Co. hofften auf ein Proletariat, das es nicht gab.«
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