Warum der
Iran nicht auf die Atombombe aus ist
—————————————20 Gründe von
Hossein Mousavian—————————————
Auf
Einladung der Körberstiftung und im Rahmen des IPPNW-Medienprojekts „Dialog statt Bomben”
war Hossein Mousavian, ehemaliger Verhandlungsleiter des Iran bei der IAEO, im Oktober zu Gast in Berlin. Im Folgenden drucken
wir seine Rede in
gekürzter Fassung.
1 Die IAEA hat seit 2003 mit mehr als
100 unangekündigten Inspektionen die stärksten Kontrollen ihrer Geschichte
durchgeführt, ohne dass Belege dafür gefunden wurden, dass nukleares Material
in ein Waffenprogramm umgeleitet wird.
2 Das US-National Intelligence Estimate hat 2007 und 2011 festgestellt, dass Iran kein aktives militärisches
Atomprogramm hat.
3 Ayatollah Khamenei hat in einer
Fatwa den Gebrauch nuklearer Waffen und anderer WMDs für Sünde erklärt.
4 Daher hat Iran auf den Einsatz von
Chemiewaffen durch Saddam Hussein in den 80ern gegen Iran nicht mit gleichen
Mitteln geantwortet.
5 Nach Einschätzung Irans würde der
Besitz einer Atomwaffe höchstens zu kurzfristigen strategischen Vorteilen
führen, weil Staaten wie Ägypten, Türkei und Saudi-Arabien nachziehen würden.
6 Die Iranische Entscheidung für noch
zu entwickelnde moderne Zentrifugen des Typs IR-2m statt für ein Festhalten an
den schon vorhandenen Modellen IR-1s und IR-2s belegt, dass es Iran nicht darum
geht, so schnell wie möglich waffenfähige Urankapazitäten herzustellen.
7 Die Aktivitäten, von denen im
Report der IAEA von November 2011 die Rede ist, sind kein Hinweis auf ein
Waffenprogramm.
8 Iran ist sich darüber im Klaren,
dass das Erreichen nuklearer militärischer Kapazität Russland und China dazu
bewegen würde, sich den USA und ihren Sanktionen gegen den Iran anzuschließen
und damit die iranische Ökonomie schwer zu beschädigen.
9 Der Besitz der Atomwaffe würde der von Iran angestrebten technologischen
Kooperation mit den industriell weit entwickelten Staaten im Wege stehen.
10 Das größte Hindernis für eine
erstmals 1974 von Iran vorgeschlagene atomwaffenfreie Zone Naher Osten ist Israel, ein
Land mit Hunderten Sprengköpfen, das nicht Unterzeichnerin des
Atomwaffensperrvertrags ist.
11 Iran ist nicht im Besitz von WMD und hat alle diesbezüglichen
Konventionen unterschrieben.
12 Der frühere Direktor der IAEA
Mohamed el-Baradei stellte fest: „Ich habe nicht den kleinsten Hinweis darauf,
dass der Iran im Sinne des Aufbaus militärischer Nuklearanlagen und
militärischer Anreicherung aufrüstet.”
13 Iran erkennt an, dass das Erreichen
des Status eines Atomwaffenstaates Israel Argumente liefern würde, in den USA
und der internationalen Gemeinschaft mit der angenommenen Bedrohung für seine
Existenz für einen Kriegsbeginn in der Region zu werben.
14 Während der Verhandlungen zwischen
Iran und der EU-3 hat Iran 2003-2005 folgende Vorschläge gemacht: Kappung der
Anreicherung bei 5 %, Exportieren überschüssiger Kapazitäten angereicherten
Urans oder Verarbeitung in Brennstäben, Annahme des Zusatzprotokolls, Zulassung
spontaner Kontrollen nuklearer Anlagen durch die IAEO sowie die Verschiffung
schwach angereicherten Urans (LEU) ins Ausland, um dort Brennstäbe für den
Teheraner Forschungsreaktor herzustellen. Die EU hat alle Angebote unter dem
Druck der US-Politik abgelehnt.
15 Der stellvertretende
IAEA-Generalsekretär Herman Nackarts bekam im August 2011 eine umfassende
Besuchserlaubnis für sämtliche Nuklearanlagen. Das iranische Angebot, die
Besuchserlaubnis ohne Beschränkungen im Austausch für die Aufhebung der
Sanktionen gegen Iran auf fünf Jahre auszudehnen wurde vom Westen abgelehnt.
16 Im Sommer 2011 hat Iran den
Russischen Stufenplan begrüßt, den EU und USA aber abgelehnt haben.
1 7 Die Vorwürfe, Iran hätte
Nuklearmaterial gesammelt, um eine Bombe herstellen zu können, entbehren einer
Grundlage. Allein für den Betrieb seines einzigen AKW Busher braucht Iran 27
Tonnen 3,5 %-iges Uran jährlich, von denen er bislang nur 7 t herstellen
konnte.
18 Die Atomverhandlungen drehten sich vor allem um den Vorwurf, Iran würde
auf 20% anreichern. Iran hat aber zweimal – im Februar 2010 und im September
2011 – angeboten, die Anreicherung einzustellen, wenn Iran dafür 20 %-iges Uran
in Brennstäben erhält. Das wurde vom Westen abgelehnt.
19 Die 20 %-ige Anreicherung ist keine
Hochanreicherung, sondern wird von der IAEA als LEU eingestuft.
20 Seit den frühen 90er Jahren behauptet
Israel immer wieder, dass Iran in Kürze im Besitz der Bombe wäre.
(Quelle: Wikipedia) |
Hossem Mousavian war Verhandlungsleiter des Iran bei der IAEO.
aus ippnw-forum, Dezember 2012
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