Mittwoch, 1. Oktober 2014

"In Frieden mit der Ukraine und mit Russland!"

Mitte September verknüpfte der Verband deutscher Schriftsteller Baden-Württemberg seine Jahrestagung in Konstanz mit einem Internationalen Literaturfestival. Unter dem Titel "Aufs Äußerste Europa" luden Autoren dazu ein, den Dialog zu wagen: Wo verorten wir uns im krisengeschüttelten Europa – künstlerisch, gesellschaftlich, menschlich? Der Debattenbeitrag der Verdi-Landesvorsitzenden Leni Breymaier, ein aufrüttelnder Friedensappell, zum Nachlesen. 

In Konstanz, einem der Ausgangspunkte der 1848er-Revolution, spreche ich als Bürgerin in diesem Lande. Das ist meine Welt. Als Gewerkschafterin und natürlich als Hüterin der Arbeitnehmerinteressen und damit auch der Literatinnen und Literaten in unserer Gewerkschaft Verdi. Arbeiter und Angestellte kämpften und kämpfen täglich für ihr Brot und auch für das freie Wort – für alle in der Gesellschaft! Im Sinne der Gleichheit, Freiheit und Schwesterlichkeit.

Weilte ich zu den Tagen des Konstanzer Konzils von 1414 bis 1418 in den Mauern dieser Stadt, hätte aus der Sicht meines Standes wohl meine vornehmste Pflicht dem täglichen Wohl der Päpste, Könige und Kardinäle und ihrer Entourage gelten müssen. Wer kochte die Suppe, machte den Käse, buk das Brot und schaffte das Fleisch herbei, fragt die Köchin, die Bäuerin? Da hat sich vier Jahre die Machtelite Europas aus allen kirchlichen und weltlichen Domänen in dieser Stadt versammelt, hat gefeilscht, gelogen, intrigiert, bestochen, gemauschelt, um die Macht über die Welt zu erlangen, den Reichtum der Arbeitenden aufzuteilen, zu stehlen, künftige Kriege vorzubereiten und um den Besitz der Völker und der Bodenschätze zu schachern. 

Politik ohne uns!
mehr:
- "In Frieden mit der Ukraine und mit Russland!" (Leni Breymaier, Kontext, 01.10.2014)

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