Notizen über Franziskus, die "deutsche Weihnacht", Querfrontstrategien und das Manifest für eine neue Kunst des Zusammenlebens
Früher war zwar auch nicht alles besser, aber man konnte sich zumindest zur Weihnachtszeit darauf verlassen, dass aus der "Ewigen Stadt" salbungsvolle Worte kommen und auf unseren Straßen allenfalls Weihnachtsmänner aus einer Werbe-Crew die Großeinkäufe derjenigen unterbrechen, die sich gesittet auf das Fest der Geburt eines Kindes von obdachlosen Leuten vorbereiten. Dieses Jahr scheint alles anders zu sein: in der "Ewigen Stadt" und auch auf den Straßen in manchen deutschen Städten.
Bischof Franziskus von Rom sagt über einen Kapitalismus, der über Leichen geht: "Damit das System fortbestehen kann, müssen Kriege geführt werden, wie es die großen Imperien immer getan haben. Einen Dritten Weltkrieg kann man jedoch nicht führen, und so greift man eben zu regionalen Kriegen."
Was Franziskus über die herrschende Wirtschaftsform, die ganz gewöhnliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Flüchtlingselend auf dem Globus, den gemachten Hungertod von Millionen und die Selbstorganisation der Armen denkt, deuten hierzulande die Medien und auch viele Prediger nur an. Mit etwas Glück findet man aber im Internet trotzdem einen vollständigen Klartext seiner jüngsten Worte an Vertreter von sozialen Bewegungen.
Auch mit Selbstkritik wird in der Zentrale der römischen Weltkirche derzeit nicht gegeizt. Vor wenigen Tagen hat der oberste Brückenbauer in einer Weihnachtsansprache bei Teilen der Kurie "spirituelles Alzheimer", mannigfache Pathologien der Macht und andere bedenkliche Krankheiten im mentalen Bereich diagnostiziert. Deutlicher kann es wohl nicht mehr zur Sprache kommen, dass der derzeitige Bischof von Rom sein Pontifikat als Ernstfall versteht und nicht willens ist, dem klerikalen Kasperle-Theater in nächster Nähe mit duldsamem Lächeln zuzusehen. Verhaltener Beifall. Im Vatikan gibt es offenkundig viel Kälte für den Mann aus Argentinien, dem ungezählte Menschen auf dem ganzen Erdkreis ein besonders langes Leben wünschen.
mehr:
- "World in Peace"? (Peter Bürger, 24.12.2014)
Zitat:
Die Verächter der Friedensbewegung, die sich mangels nachprüfbarer Argumente seit langem vor allem auf demagogische Phrasen verlegt haben, stehen auch im Licht der jüngsten Geschichte schlecht da. Hätte die mächtigste Kriegsnation der Erde im Februar 2003 auf die größte Friedensdemonstration der gesamten Menschheitsgeschichte gehört, so würde die Welt heute freundlicher aussehen.
Unsere Verfassung verlangt, dass Deutschlands Politik dem Frieden in der Welt dienen muss. Wir weisen aber im Jahr nur läppische 30 Millionen Euro für besondere "Friedensdienste" aus, während der Militärhaushalt 33 Milliarden verschlingt. Es ist Zeit für Frieden, Friedensbudgets, Friedenswissenschaften und die Einrichtung eines Friedensministeriums.
Donnerstag, 25. Dezember 2014
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