Sonntag, 21. Juni 2015

Flüchtlinge und political correctness

Der AlteMann hat wieder ein paar Watschn zu verteilen. Wohl bekomm’s!
- Lasst uns die Kontinente tauschen! (AlterMannBlog, 20.06.20156)

mein Kommentar:
Die Kelten haben vor zweitausend Jahren auf der anderen Rheinseite Sklaven gemacht und die in den Mittelmeerraum geliefert. Irgendwann bis zu Martin Luthers Zeiten muß das aufgehört haben.
Wenn ich Xavier Naidoo, über den ich gestern eine Fernsehsendung gesehen habe, glauben kann, verschwinden jedes Jahr in Europa etwa 2000 Kinder spurlos, möglicherweise ein großer Teil davon in die Zwangsprostitution.
- Maddie McCann ist kein Einzelfall – Spurlos verschwunden: Deutschland sucht diese Kinder (Focus Online, 17.10.2013)
- Spurlos verschwunden – Die Qual, nicht zu wissen, was mit dem Kind ist (Die Welt, 25.05.2015)
- In Indien verschwinden jedes Jahr spurlos 45.000 Kinder (Huffington Post, 08.08.2014)

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Die wichtigste Beschaffungsquelle war zunächst der Menschenraub, insbesondere die Piraterie. Schon bei Homer wird von derartigen Kaperfahrten berichtet. Das Phänomen der Massenversklavung setzte mit der Schaffung von großen Sklavenmärkten ein, die erstmals um 600 v. Chr. errichtet wurden. Laut Theopompos waren es die Griechen auf Chios, die den ersten Sklavenmarkt eröffneten. Im Laufe des Peloponnesischen Krieges wurde die Bevölkerung ganzer Städte - vor allem die Frauen und Kinder, aber auch häufig Männer - in die Sklaverei verkauft. Es ist festgestellt worden, dass es im Altertum immer weitaus mehr weibliche als männliche Sklaven gab. Auch von der Sklaverei im antiken Rom wurde die Bevölkerung ganzer Städte betroffen (etwa 209 v. Chr. in Tarent167 v. Chr. in Epeiros). Kriegsgefangene wurden in der Regel noch auf dem Schlachtfeld verkauft. Sklavenhändler gehörten zum Tross eines römischen Heeres. Die Griechen beschafften sich ihre Sklaven vor allem aus Thrakien und Kleinasien (hier vor allem aus Phrygien und Karien), die Römer später vor allem aus Griechenland, anderen Regionen des Balkans und aus Gallien. Das alte Ägypten importierte dagegen schwarze Sklaven aus dem heutigen Sudan (Nubien).
Im Allgemeinen war es sowohl bei den Römern als auch schon zuvor bei den Griechen üblich, dass versklavte ehemalige Mitbürger gemieden wurden. So verkaufte man beispielsweise in Athen in die Schuldknechtschaft geratene Bürger in andere Städte. Das Zwölftafelgesetz schrieb den Römern den Verkauf solcher Personen in ein Gebiet jenseits des Tibers vor. Zentren des antiken Sklavenhandels waren Delos und Ephesos[Sklavenhandel, Altertum, Wikipedia, abgerufen am 21.06.2015]
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- Auch im 21. Jahrhundert: Der Sklavenhandel blüht weltweit (Deutsche Wirtschaftsnachrichten, 17.01.2014)

Die Art und Weise wie in Katar mit »Gast«-Arbeitern umgegangen wird, kann man ebenfalls als Sklavenhandel bezeichnen.

siehe dazu:
- Katar, die FIFA und wir (Post, 28.05.2015)
- Der Blatter in uns (Post, 03.06.2015)
- Blüm, Blatter und Katar (Post, 22.05.2015)
- "In diesem Land kann keine Fußballweltmeisterschaft stattfinden" (Post, 14.05.2015)
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So blieb der Sklavenhandel über das gesamte Mittelalter hinweg bestehen, trotz teils kontroverser theoretischer Debatten über die Legitimität der Versklavung bestimmter Bevölkerungsgruppen (beispielsweise orthodoxer Christen). Dennoch legitimierte Papst Nikolaus V. noch 1452 in seiner Bulle Divino amore communiti den Sklavenhandel erneut, und auch in den islamisierten Gebieten des nahen Ostens wurde das Recht auf Sklavenhaltung nicht grundsätzlich angezweifelt. [Sklavenhandel, Mittelalter, Wikipedia, zuletzt abgerufen am 20.03.2018]
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Die Sklaverei in den Vereinigten Staaten bildet die Fortsetzung und Fortentwicklung der Sklaverei, die bereits in den 13 Kolonien, aus denen die USA 1776 hervorgegangen sind, bestand. Die Kolonisierung Amerikas vom 16. bis 19. Jahrhundert ging mit einer Massenversklavung von Afrikanern einher, die in allen Teilen des dünn besiedelten Doppelkontinents als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden. Auf dem nordamerikanischen Festland erlangte die Sklaverei Ausprägungsformen, die auf dem Doppelkontinent einzigartig waren, und nach der Gründung der USA stand sie im Spannungsfeld zwischen einer Ökonomie, die auf der Arbeitsleistung von Sklaven erbaut war, und dem politischen Programm einer jungen Nation, deren Selbstverständnis prominent die Idee der Freiheit zugrunde lag. [Sklavenhandel, Beteiligte Länder, USAWikipedia, zuletzt abgerufen am 20.03.2018]
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- Moderner Sklavenhandel – "Das ist eine Krake" (Deutschlandradio Kultur, 15.06.2014)
- Moderner Sklavenhandel – Das Geschäft mit der Ware Mensch floriert (Rüdiger Holecek, Gewerkschaft der Polizei, Deutsche Polizei, 3/2001)
Irgendwann im 29. Jahrhundert hörte der Sklavenhandel in der westlichen Welt auf. Die Staaten hatten verstanden, daß sich Menschen in einem Staat wohlfühlen müssen. Die Diskussion um die beste Staatsform hat in Europa eine nunmehr zweitausendjährige Tradition. Wenn ich von afrikanischen Patienten höre, wie der Familienzusammenhalt zuhause war oder als ich vor 40 Jahren (einige Zeit nach Bokassa in Zentralafrika hörte, wie hoch Sekundärtugenden dort im Kurs stehen), konnte ich nur den Kopf schütteln und dem lieben Gott dankbar sein, daß wir in Europa eine philosophische Tradition haben, die in gewissem Maße auch handlungsbestimmend ist. Das ist in Afrika definitiv nicht der Fall. Zu Martin Luthers Zeiten gab es Bauernkriege, einige deutsche Dichter und Komponisten, die von Napoleon anfangs begeistert waren, wandten sich später von ihm ab. Aus dem Leiden unserer Bevölkerung – u.a. im dreißigjährigen Krieg und in den beiden Weltkriegen – haben wir gelernt. Diesen Lernprozeß müssen andere Staaten auch durchmachen.
Allerdings dürfen unsere Oligarchen die aubeuterischen Cliquen in den afrikanischen Staaten auch nicht unterstützen. Und einige Staaten müssen einsehen, daß das Verharren in der Opferposition zwar Geld wert ist, sie letztlich aber vor der eigenen Tür kehren müssen. Der Sudan ist zwar auch – aber nicht nur – durch das Einwirken der Industriestaaten ein failed State.
Es ist die westliche Doppelmoral, wenn unsere Industriefirmen afrikanische Staaten ausbeuten und sich unsere Politiker political correct hinstellen und auf barmherziger Samariter spielen. Ich bin dafür, daß die Leute dort ihren Kram in Ordnung bringen, wo sie geboren sind und wir hier im Westen mit unserer Scheinheiligkeit aufhören und mit dem Ausbeuten von Bodenschätzen und dem Hintransportieren von Müll Schluß machen.
So lange wir das hier im Westen nicht schaffen, haben wir nicht das moralische Recht, die Menschen in Afrika auszugrenzen.
Wir wollen nicht, dass chinesische Arbeiter ausgebeutet werden, das MacBook Air kaufen wir trotzdem. Wir wollen nicht, dass tropische Regenwälder gerodet werden, um Palmenplantagen Platz zu machen, palmölhaltige Produkte wie Nutella kaufen wir trotzdem. Wir wollen nicht, dass uns Konzerne um unsere informationelle Selbstbestimmung bringen, Accounts bei Facebook und Google haben wir trotzdem.

Auf den ersten Blick scheint das widersinnig und inkonsequent. Andererseits gründet unsere Gesellschaftsform auf der Idee, dass man alles sorgenfrei konsumieren kann und sogar soll. Jahrzehntelang haben die USA und Europa in der schönen Gewissheit gelebt, dass die Herstellung und dem Kauf eines Produktes eine emanzipatorische, befreiende Komponente innewohnt. Der soziale Status des Einzelnen hing nicht mehr davon ab, von welchem Blut er war, sondern ob er etwas verkaufen und kaufen konnte, und sei es eine schöne Illusion.
(FIFA-Skandal… Wir Fetischisten eines schmutzigen Spiels (ZEIT Online, Felix Stephan, 02.06.2015)

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." [Frank Zappa] 

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