Mittwoch, 10. Juni 2015

Heute vor 100 Jahren – 10. Juni 1915: Die Morde in der Kemach-Schlucht

In der Kemach-Schlucht töten türkische Truppen 25.000 Armenier. Das Massaker ist der vorläufige Höhepunkt eines systematischen Völkermordes gegen die armenische Bevölkerung im Osmanischen Reich. Insgesamt fallen den Morden der Jahre 1915 und 1916 rund 1,5 Millionen Armenier zum Opfer. Historiker sprechen heute vom »ersten Völkermord des Jahrhunderts«. Ziel des Genozids an den christlichen Armeniern ist die Verwirklichung eines von den herrschenden jungen Türken angestrebten Reiches auf rein islamischer Grundlage. Unter dem Vorwand, die Armenier unterstützten den Kriegsgegner Russland und bereiteten einen Aufstand vor, beschlossen Jungtürken am 27. Mai die Deportation der armenischen Bevölkerung in die mesopotamische Wüste. Zuvor waren in Konstantinopel 600 führende armenische Intellektuelle verhaftet und zum größten Teil ermordet worden. Während der Deportation werden Männer, Frauen und Kinder – sofern sie nicht an Seuchen und an völliger Entkräftung sterben – verschleppt, verkauft, vergewaltigt und ermordet. 
mehr:
- Völkermord an Armeniern (Görich et al., Die große Chronik der Weltgeschichte, Wissen Media Verlag 2005, S. 112, bei GoogleBooks)
- Der Genozid an den Armeniern und die deutsche Beteiligung (Gruppe internationaler Sozialisten, 25.04.2010)
- Telegramme Deutsche Botschaft, Konstantinopel, August 1915 (Johannes Lepsius, Deutschland und Armenien, Sammlung diplomatischer Aktenstücke, 1919, bei ForgottenBooks)
- Kampf um Berg-Karabach und der Völkermord an den Armeniern (II) (SPIEGEL Online, 30.03.1992)
- Die Armenische Frage und der Genozid an den Armeniern in der Türkei (1913-1919)  (Dokumente politischer Archive des deutschen Außenministeriums, Vardges Mykaelyan, Institute of History – Academy of Science – Republic of Armenia)

Armin T. Wegner - Der Fotograf des Genozids [Völkermord an den Armeniern] [32:48]

Veröffentlicht am 03.01.2013
Eine Dokumentation von Tigran Xzmalyan über den deutschen Sanitätsoffizier Armin T. Wegner, der im Jahre 1915 als Augenzeuge den Völkermord am armenischen Volk durch die Jungtürken miterlebte und trotz Verbot fotografierte.

Zudem präsentiert die Dokumentation „Der Fotograf" den Offenen Brief Wegners an Woodrow Wilson (28. US-Präsident) der im Februar 1919 verfasst wurde.

Die Fotografien von Armin T. Wegner gelten heute noch als die wichtigsten Bildbeweise für den Genozid am armenischen Volk.




Im Ersten Weltkrieg diente er zuerst an der russischen Front als Krankenpfleger. 1915 kam er mit einer deutschen Sanitätsexpedition in das Osmanische Reich. 1916 war Wegner dann als Sanitätsoffizier unter Feldmarschall Colmar Freiherr von der Goltz in Ost-Anatolien tätig und sah dabei mit eigenen Augen die Vertreibung und den Völkermord an den Armeniern durch die Türken. Bis heute bedeutend ist, dass Armin T. Wegner nicht nur Augenzeuge war, sondern das Geschehen auch fotografisch und literarisch festgehalten hat. Er intervenierte in dieser Angelegenheit auch bei der deutschen Regierung und beim US-Präsidenten (Offener Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Woodrow Wilson, über die Austreibung des armenischen Volkes in die mesopotamische Wüste). Seine Hoffnung, die kaiserliche Diplomatie würde Einfluss auf die Verbündeten am Bosporus nehmen, wurde ebenso enttäuscht wie die Erwartung nach 1918, die Sieger würden sich für das armenische Volk einsetzen. Dennoch gelten Wegners Fotografien auch heute noch als die wichtigsten Bildbeweise für den Genozid am armenischen Volk. „Das unvorstellbare Ausmaß aber und der politische Wille, der hinter dem Genozid an den Armeniern im zerfallenden Osmanischen Reich stand, machen aus diesen Dokumenten Schätze von einmaligem Wert", schreibt etwa der Fotopublizist Ralf Hanselle. „Wegner […] ging es um das Sammeln und Festhalten von Beweismitteln. Auf seinen Bildern sticht all das ins Auge, was das 20. Jahrhundert der Nachwelt seit langem ins fotografische Gedächtnis eingebrannt hat: Die unterlegenen Körper und die sprechenden Blicke, die Ordnung der Macht und die Ohnmacht des Individuums".[1] Wegner hielt 1919 in der Berliner Urania einen Dia-Vortrag, in dem er auch die eigenen Bilder zeigte, den Vortrag hielt er später auch in Breslau und 1924 noch in Wien. Sein Vorhaben, zu dem Geschehen einen Roman zu schreiben, blieb in Entwürfen stecken, auch bedingt durch die Publikation von Teilen aus Franz Werfels Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh im Jahr 1932.
Nach dem Ersten Weltkrieg nahm Wegner seine Tätigkeit als Reiseschriftsteller wieder auf. Daneben betätigte er sich als aktiver Pazifist. 1919 war er aktiv an der Gründung vom Bund der Kriegsdienstgegner (BdK) beteiligt, der sich später international mit anderen Pazifisten in der War Resisters’ International (WRI) organisierte.
Im November 1920 heiratete Wegner die jüdische Schriftstellerin Lola Landau und lebte mit ihr in Neuglobsow am Stechlin. Im April 1923 wurde die Tochter Sibylle Anusch geboren. Die Ehe wurde nach Lola Landaus Entscheidung für den Zionismus und ihrer Übersiedelung nach Palästina1939 geschieden.
1927/1928 unternahm Wegner eine Reise in die Sowjetunion. Sein daraufhin erschienenes Buch Fünf Finger über Dir ist ein Dokument des Ringens um eine angemessene Haltung gegenüber Kommunismus und politischer Gewalt.
Im April 1933 schrieb Wegner einen Brief an Adolf Hitler, worin er gegen die Judenverfolgungen protestierte. Mit erstaunlich prophetischem Weitblick warnte er ihn vor den späteren Folgen: „… die Schmach und das Unglück aber, die Deutschland dadurch zuteil wurden, werden für lange Zeit nicht vergessen sein … wenn einmal die Städte zertrümmert liegen, die Geschlechter verbluteten … Mit Scham und Verachtung werden sie von den Geschlechtern künden, die nicht nur das Glück des Landes leichtfertig auf das Spiel setzten, sondern auch sein Andenken für immer geschändet haben!“
Im August 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet und im Columbiahaus in Berlin-Tempelhof gefoltert. Er verbrachte vier Monate in Gefängnissen und den KonzentrationslagernOranienburgBörgermoor und der Lichtenburg. Nach seiner Freilassung Ende Dezember 1933 emigrierte er. Über Großbritannien und Palästina gelangte er nach Italien, wo er sich 1936 in Positano niederließ. Im Jahr 1938 kamen in Deutschland alle Schriften Wegners auf die Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums[Armin T. Wegner, Wikipedia]


Über das Böse in der Welt ist viel nachgedacht worden, und die Psychologie hat verschiedene Thesen zur Destruktivität des Menschen entwickelt. Selten wurden aber mit solcher Konsequenz die Ursachen aufgespürt wie von Arno Gruen, wenn er zeigt, wie Gewalt und Unmenschlichkeit im Inneren des Menschen entstehen und wie sich unser soziales Leben darauf eingerichtet hat, dass der herrschende Wahnsinn lebensfeindlichen Handelns den Mantel realitätsgerechten Verhaltens trägt. Er öffnet den Blick dafür, dass menschliche Destruktivität nicht einfach eine Fähigkeit zum Bösen ist, sondern vielmehr die Folge eines Mangels, der als solcher nicht erkannt wird: Wo das Vermögen abhanden gekommen ist, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, und Selbsthass an deren Stelle getreten ist, ist auch die Fähigkeit zu wirklichem Mitgefühl und echtem Mitfühlen verlorengegangen.

Im »Wahnsinn der Normalität« legt er die Wurzeln der Destruktivität frei, die sich viel öfter, als es uns klar ist, hinter vermeintlicher Menschenfreundlichkeit oder ordnungsstiftender Vernunft verbergen. Arno Gruen besticht durch die Vielzahl der Beispiele, zu denen auch die unfasslichen Ereignisse im Dritten Reich oder im Vietnamkrieg gehören, und schafft die überzeugende Beweislage, dass dort, wo Innenwelt und Außenwelt keine Einheit bilden, verantwortungsvolles Handeln und echte Menschlichkeit ausbleiben.
(Verlagsinfo zu: Arno Gruen Der Wahnsinn der Normalität – Realismus als Krankheit: eine grundlegende Theorie zur menschlichen Destruktivität)

Türken leugnen Völkermord an Armeniern! [8:06]

Hochgeladen am 19.12.2011
http://www.pi-news.net
Türken leugnen Völkermord an Armeniern! Und erneut sorgt der Streit um Massaker an den Armeniern zwischen 1915 und 1917 für diplomatische Turbulenzen zwischen Frankreich und der Türkei. Grund ist ein Gesetzentwurf, dem die französische Nationalversammlung am Donnerstag zustimmte und der das Leugnen offiziell anerkannter Völkermorde unter Strafe stellt. Nach französischer Lesart fallen darunter auch die Verbrechen an den Armeniern im Osmanischen Reich. Ankara legte aus Protest die Zusammenarbeit mit Paris auf Eis. Der türkische Ministerpräsident Erdogan sprach von „sehr schweren und irreparablen Wunden".

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