Dass der Sozialismus dieser Tage subtiler daherkommt als noch in der DDR oder aktuell in Venezuela, ist zumindest für diejenigen, die die Alarmsignale noch erkennen, nichts Neues. Der Rest befindet sich im Tal der Ahnungslosen, aus dem die meisten erst heraustreten, wenn sich ihre eigene Meinung plötzlich abseits des politisch korrekten Korridors bewegt, der sich neuerdings unter dem offiziellen Gütesiegel der Gratismutigen, #WirSindMehr, subsumiert.
Aber der totalitäre Charakter des heutigen Leise-Sohlen-Sozialismus lässt sich an noch viel mehr als der eingeschränkten Meinungsfreiheit bezüglich Islam- und Einwanderungsfragen erkennen. An die Stelle des SED-Funktionärs tritt der besorgte Politiker, der dazu angetreten ist, den unwissenden und daher leicht zu beeinflussenden Bürger vor negativen Einflüssen zu schützen. Dahinter – wie schon damals – die linke Hybris, stets am besten zu wissen, was für alle gut ist und die damit einhergehende fehlende Akzeptanz anderer Meinungen, die einem mit jedem Bestreben um weitere Verbote und Regelungen geradewegs vor die Füße gespien wird.
Die Zauberwörter Sexismus und Rassismus, deren inflationärer Gebrauch in den letzten Jahren zu ihrer eigenen endgültigen Sinnentleerung geführt hat, dienen hierbei immer noch als gut funktionierende Daumenschrauben. Ganz im Sinne von Hans Christian Andersens „Des Kaisers neue Kleider“ weiß zwar jeder der betroffenen Akteure, vom Verständnis heuchelnden CDUler bis hin zum PR-Fuzzi eines großen Unternehmens, der sich dem politisch korrekten Nonsens fügen muss, dass der Kaiser nackt ist und es den Durchschnittskonsumenten einen Scheißdreck interessiert, wie hoch die Frauen- und Migrantenquote in der Mc-Donalds-Werbung ist oder ob die dicken Brüste auf dem Werbeplakat sexistisch sind oder nicht.
mehr:
- Kampf gegen die Schönheit (Anabel Schunke, achgut, 12.10.2018)
siehe auch:
- Gottfried Helnwein über Political Correctness: »Sie ist das Ende der freien Rede« (Post, 12.10.2018)
„Meine Arbeit ist ein Versuch, mit großer Traurigkeit die Tatsache der westlichen Kultur zu akzeptieren. [Christopher] Dawson … sagt, dass die Kirche Europa ist und Europa die Kirche, und ich sage: Ja! Corruptio optimi quae est pessima [Die Verderbnis des Besten ist das Schlimmste]. Durch den Versuch, die Offenbarung zu sichern, zu garantieren, zu regeln, wird das Beste zum Schlimmsten …
Ich lebe außerdem in einem Gefühl größter Zwiespältigkeit. Ich komme nicht ohne Tradition aus, aber ich muss erkennen, dass ihre Institutionalisierung die Wurzel von etwas Bösem ist, das tiefer geht als alles Böse, das ich mit unbewaffnetem Auge und Geist erkennen könnte.“[7]
[Ivan Illich, Zitate, Wikipedia, abgerufen am 14.10.2018]
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