Dienstag, 2. April 2019

Privatisierung der amerikanischen Kriege

Der "Permanent War Complex" - Teil 1

Als US-Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 Vollzug meldete und nach nur sechswöchigem Kampf den Sieg der von ihm geschmiedeten "Koalition der Willigen" im Irak verkündete, hat er wohl nicht geahnt, dass ihm der eigentliche Krieg erst noch bevorstehen würde.

Fünf Jahre später präsentierten die Ökonomen Joseph Stiglitz und Linda Bilmes eine vorläufige Bilanz des Konflikts, die für die Regierung Bush kaum verheerender hätte ausfallen können.1 Dies umso mehr, als sich die Autoren vielen zentralen Fragen des Kriegs nur am Rande widmen: so dem horrenden Blutzoll der irakischen Zivilbevölkerung, den Millionen Flüchtlingen innerhalb und außerhalb des Landes, der infrastrukturellen, ökonomischen und sozialen Misere, der alltäglichen Gewalt oder den politischen Verwerfungen im Nahen und Mittleren Osten.

Das Hauptanliegen ihrer Analyse sind vielmehr die oft vernachlässigten ökonomischen Folgen des Kriegs - ausgedrückt in US-Dollars. Auch in diesem Punkt hatten Bush und seine Gefolgsleute das, was auf die Amerikaner zukommen könnte, in unverantwortlicher Weise bagatellisiert. Kurz vor dem Krieg vermutete der damalige Wirtschaftsberater des Präsidenten, Larry Lindsey, dass die Gesamtkosten sich auf etwa 200 Milliarden Dollar belaufen könnten. Verteidigungsminister Rumsfeld tat diese Prognose als "Quatsch" ab; allenfalls 50 bis 60 Milliarden würden anfallen.

In ihrer Gegenrechnung müssen Stiglitz und Bilmes zwar mit etlichen Unbekannten klarkommen. Dennoch gelingt ihnen eine jederzeit schlüssige, nachvollziehbare Kalkulation. Am Ende, so lautet ihr Ergebnis, dürften sich die Gesamtkosten auf drei Billionen Dollar allein für die USA summieren; die Kosten der anderen Kriegsteilnehmer sowie des Irak sind da noch nicht mitgerechnet. Eine kaum glaubliche Summe. Doch das ist längst nicht alles. Das Watson Institute for International and Public Affairs an der Brown University in Providence, Rhode Island, zeigt in seinem Projekt Costs of War, dass seit 9/11 die Ausgaben für den Krieg gegen den Terror sich auf eine noch weit höhere Summe belaufen: fast sechs Billionen US-Dollar.

mehr:
- Privatisierung der amerikanischen Kriege (Ulrich Teusch, Telepolis, 02.04.2019)
Mein Kommentar:
Erinnert sich noch jemand an »Blackwater«? 
Wurde 2009 in Xe Services LLC und 2011 in Academi umbenannt… (für mehr siehe Academi [Wikipedia])
Academi, Irak-Lizenz und Ermittlungen gegen Blackwater (Wikipedia)
Das sind vielleicht Schweine, aber dumm sind sie nicht!
Söldner in den USA – Wie die Privatisierung des Krieges voranschreitet (Nana Brink, Deutschlandfunk, 22.11.2018)
SÖLDNERFIRMA BLACKWATER: Eine Ansammlung zweifelhafter Charaktere (Lorenz Hemicker, FAZ, 23.10.2014)
Falsche Freunde (Paul Schreyer, Telepolis, 19.05.2014 – lesenswert!)
Geheimdienstbericht: Hunderte US-Söldner sollen für Kiew im Einsatz sein (Alex Lantier, World Socialist Website, 14.05.2014)
Geheimdienstbericht: Hunderte US-Söldner sollen für Kiew im Einsatz sein (WELT, 11.05.2014)
Nun doch: US-Söldner in der Ostukraine (Hans Springstein, Freitag-Community, 11.05.2014)
IRAK-KRIEG: Blackwater-Söldner töteten im Auftrag der CIA (D.C. Schmidt, F. Flade, WELT, 11.12.2009)

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