Donnerstag, 5. September 2019

„Akte Weinstein“ (3): Monster, Mäuse und Moneten

Bei aller Wut soll es dem in der Regel auf Granit beißenden Weinstein allerdings hin und wieder doch gelungen sein, seinen Gegenspielerinnen die ihm verweigerte Gegenleistung abzuringen, wenn er sie auch austricksen musste, um einzustreichen, was er verdient zu haben meinte: eine Geste der Erkenntlichkeit. Und diese kleinen Siege sind es, die ihm die durch ihn groß gewordenen „Opfer“ auch lange Zeit danach nicht gönnen, ja nicht verzeihen können.

Erst geizig bis ins Mark, dann kleinlich nachtragend, wie es sich für die feministisch camouflierte Menschenfeindlichkeit gefühlloser Heulsusen gehört, die jede Kritik, die sie als Subjekte anspricht, als Victim Blaming von sich weisen, haben sie die Gelegenheit ergriffen, zu stoßen, was fällt, um anschließend, von Opferschützern befeuert, mit dem Nachtreten nicht mehr aufzuhören.

Denn immer dann, wenn die Resonanz des Weinstein-Skandals abzuebben drohte, weil nach der medialen Hinrichtung des Produzenten niemandem mehr ernsthaft zu vermitteln war, womit er diese eigentlich verdiente – und weil auch die „MeToo“-Opfer „sexuelle Übergriffigkeit“ bloß noch zum Anlass nahmen, um ihre Patriarchatskritik am mangelnden Einsatz männlicher WG-Mitglieder beim Abwischen der Küchenplatte zu verdeutlichen –, machte ein neues, bis dahin nicht gehörtes Weinstein-Opfer auf sich aufmerksam, dessen Selbstentblößung die Kolportage missbrauchte, um den Verdacht eines Sexualverbrechens gegen Weinstein zu säen und zugleich zu dementieren.

mehr:
- „Akte Weinstein“ (3): Monster, Mäuse und Moneten (Thomas Maul, AhGut, 05.09.2019)
Mein Kommentar:
Obwohl ich den Artikel vom Inhaltlichen gut finde, ist er ein Teil des Problems. Mit dieser Entweder-ich-habe-recht-oder-Du-hast-recht-Haltung wird in die Debatte nur weiter Öl gegossen.

Siehe auch:
Von Mozart bis Placido Domingo: Männer, die Schweine! (Post, 21.08.2019)
Lou Andreas-Salomé: »Ich verliere nie die Gewissheit, dass hinter mir Arme geöffnet sind, um mich aufzunehmen.« (Post, 02.08.2019)
- Die Schönheit des Abgrunds (Post, 04.06.2018)
Selbstverständlich dachte ich, dass Assange ein Vergewaltiger sein muss! Aber ich fand heraus, dass er nie wegen einer Sexualstraftat angeklagt wurde. Zwar machten zwei Frauen in Schweden Schlagzeilen, kurz nachdem die USA die Verbündeten ermutigt hatten, Gründe für die Verfolgung von Assange zu finden. Eine von ihnen behauptete, er habe ein Kondom zerrissen, die andere, dass er es nicht getragen habe, in beiden Fällen beim einvernehmlichen Geschlechtsverkehr - nicht gerade Szenarien, die den Ruf der "Vergewaltigung" in einer anderen Sprache als Schwedisch haben.
Allerdings hat jede Frau sogar ein Kondom als Beweis vorgelegt. Das erste, angeblich von Assange getragen und zerrissen, enthüllte keinerlei DNA - weder seine, noch ihre oder die von jemand anderem. Stell dir das vor. Das zweite, gebrauchte, aber intakte, sollte "ungeschützten" Geschlechtsverkehr beweisen. Stell dir das noch mal vor. Die Frauen schrieben sogar, dass sie nie beabsichtigten, ein Verbrechen zu melden, sondern von der eifrigen schwedischen Polizei dazu gezwungen wurden.
[Nils Melzer, UN-Sonderberichterstatter, zit. in Präzedenzfall WikiLeaks, Mathias Bröckers, Telepolis, 01.07.2019]

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