Dienstag, 16. Juni 2015

Der Spiegel und der Couchforensiker: Elliot Higgins und Bellingcat, bezahlt und instrumentalisiert von US-amerikanischen Neocons

Der Spiegel sah sich zu einer kleinlauten Entschuldigung bei seinen Lesern gezwungen:
"Was wir aus der Berichterstattung über den Bellingcat-Report lernen",
posteten die Unfehlbaren aus Hamburg, vor der breiten Leserschaft versteckt, auf Spiegelblog am 4. Juni. Drei Tage zuvor noch hatten sie auf Spiegel-online behauptet zu wissen,
"Wie Russland die MH17-Beweise manipulierte"
Inzwischen war diese Überschrift geändert worden. Etwas vorsichtiger behaupteten die Spiegelleute nun:
"Wie Russland die MH17-Beweise manipuliert haben soll"
Während Spiegel-online-Chefredakteur Florian Harms sich auf Spiegelblog unter weitgehendem Ausschuss der Öffentlichkeit wand: 
"Auch hier hätten wir von Beginn an vorsichtiger formulieren und klarmachen müssen, dass es zwar den Vorwurf der Fälschung gibt, dieser aber nicht zweifelsfrei bewiesen ist",
beliessen die Redakteure den Text des Artikels frecherweise in seiner alten Form, mit all den unhaltbaren Behauptungen. Der Artikel befasste sich mit einer angeblich forensischen Untersuchung der Internetplattform "Bellingcat". Darin behauptete der Autor, Russland habe Bilder gefälscht, die nachweisen sollten, dass die Malysische Boeing MH17 am 17. Juli 2014 über der Ostukraine von ukrainischen Luftabwehrkräften abgeschossen worden seien. In dem Spiegel-online Beitrag heisst es bis heute: 
"Das Team der unabhängigen Investigativplattform Bellingcat hat zwei dieser Satellitenbilder des russischen Verteidigungsministeriums forensisch analysiert. Das Ergebnis ist eindeutig: "Die forensische Analyse des Bellingcat-Untersuchungsteams hat eindeutig und unzweifelhaft nachgewiesen, dass diese Satellitenfotos falsch datiert und durch die Software Adobe Photoshop CS5 digital verändert wurden".
Erst ganz zum Abschluss unter dem Artikel ist ein sogenanntes Update eingefügt, in dem darauf hingewiesen wird, dass die "forensische Analyse" von Bellingcat nichts weiter als Kaffeesatzleserei ist:
"Professionelle Bild-Forensiker kritisieren die Bellingcat-Analyse als unwissenschaftlich. Sie erlaube keine zuverlässigen Rückschlüsse, ob die Aufnahmen des russischen Verteidigungsministeriums tatsächlich manipuliert wurden. "Das ist eine Fehlinterpretation", sagt der Hamburger Bild-Forensiker Jens Kriese. Bellingcat betreibe "Kaffeesatzleserei“.Auch der Betreiber der Plattform FotoForensic.com, auf die sich die Bellingcat-Untersuchung beruft, kritisiert das Verfahren scharf. Auf Twitter schrieb Neal Krawetz, der Fall zeige "wie man eine Analyse nicht machen sollte".
Aber nicht nur der Spiegel ergötzte sich am 1. Juni an der angeblichen Entlarvung russischer Fälschungen zum Abschuss der MH17 Maschine. Natürlich waren auch die Öffentlich-Rechtlichen sofort zur Stelle. ZDF-heute und der WDR in seiner Sendung "Aktuelle Stunde" präsentierten sogar den Autor der "forensischen" Studie.
"Hinter dem als »investigativer Journalist« (WDR) bzw. »Internetaktivist« (ZDF) Eingeführten verbirgt sich Olaf Neitsch – ein Mann mit vielfachen Begabungen und einer bewegten Vergangenheit, wie jW-Recherchen ergaben. Bis 1989 war er nach Auskunft ehemaliger Kollegen bei der Kreisdienststelle des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) Berlin-Treptow beschäftigt. Neitsch selbst bestritt das auf jW-Nachfrage jedoch. Nach dem Anschluss der DDR versuchte er sein Glück zeitweise als Kneipier in Bernau und wechselte später in die Versicherungsbranche. Bei der Deutschen Krankenversicherung (DKV) taucht er online als Mitarbeiter auf (olaf-neitsch.dkv.com), auskunftsfreudiger ist sein Werbeauftritt für die Ergo-Versicherung, wo er nach dem Motto »Versichern heißt verstehen!« als »Organisationsleiter (Werbekolonnen)« in Ahrensfelde bei Berlin den Verkauf von Policen koordiniert. Aber auch sonst ist Neitsch in den Sphären des World Wide Web kein unbeschriebenes Blatt, im Gegenteil: In Sachen Internet scheint er über eine besondere Expertise zu verfügen, die ihn bei »Bellingcat« empfohlen haben mag: Für das Onlinespiel »Second Life« (deutsch: zweites Leben) bietet er über seine Firma »Virtual Services« Tier- und Landschaftsbilder zum Verkauf an. Die Mitarbeit bei »Bellingcat« betreibt Neitsch nach eigener Auskunft als Hobby."
mehr:
- Couchforensiker Elliot Higgins und Bellingcat, bezahlt und instrumentalisiert von US-amerikanischen Neocons (Spiegelkabinett, 16.06.2015)
siehe auch:
👻 Der Geheimdienst informiert? 😜 (Post, 16.05.2019)
Geheimdienste und Leitmedien: unbekannte Fakten plus eindeutige Schlussfolgerungen ergeben unvoreingenommenes, faktenfreies Geschwurbel (Post, 15.03.2019)
Faktenfreie Qualitäts-Hetze im ARD-Faktenfinder (Post, 06.02.2019)
Die »zuverlässigen Quellen« des Mainstreams (Post, 12.05.2018)


Welche Agenda das Atlantic Council verfolgt, lässt dessen Mitglieder-Liste erahnen: Im Verwaltungsrat sitzen vier ehemalige CIA Direktoren, ehemals hochrangige Militärs der US-Armee und der NATO. Unter den Honorary Directors befinden sich zahlreiche US-Außenminister, wie Madeleine Albright, Colin Powell, und Condoleezza Rice, sowie die Ex-US-Verteidigungsminister Robert Gates und Leon Panetta. Abgerundet wird die illustre Riege durch ein Advisory Board mit Vertretern der Militär- und Ölindustrie.

Im Jahr 2011 wurde ein Bericht von Eliot Higgins in den Medien als Beweis promotet, dass der syrische Staatschef Assad Sarin-Gas gegen seine eigene Bevölkerung eingesetzt habe und damit die die lang behauptete These der US-Politik untermauert. Leider konnten die USA ihre eigenen Beweismaterialien für Assads Giftgas-Angriff nicht veröffentlichen, da diese geheim waren …

Passend zu Elliots Ukraine-Behauptungen wurde von großen Medien wieder das Image des einsamen Internethelden promotet, der als Einzelkämpfer die Wahrheit aufdeckt. Derartige Berichte tragen zu Elliots Glaubwürdigkeit bei. So erwähnte auch die Süddeutsche Zeitung in ihrem Bericht vom 2. Juni wie Higgins „vom "World of Warcraft"-Zocker zum journalistischen Hoffnungsträger“ avancierte. „Aus frei zugänglichem Material destilliert Higgins Informationen, die viele Geheimdienste der Welt aufhorchen lassen“, heißt es darin. Ein Einzelkämpfer auf der Couch soll klüger sein, als die konzernartig-riesigen Geheimdienste?

Einige Journalisten erklären sich das so: Sie sagen, Higgins muss Waffen verkauft haben, weil er so viel über das Thema weiß.

Auch werden ihm Verbindungen zur CIA, MI5, MI6, Mossad, mit der Bilderberg-Gruppe und George Soros nachgesagt. Der Niederländer Joost Niemöller schrieb dazu auf seinem Blog „Der neue Realist“:

„Higgins ist ein Teil des Mediennetzwerks The London Projekt Investigation, einem Zusammenschluss von allen Arten von Hackern und Journalisten der Financial Times. Diese Gruppe arbeitet, wie sie von sich selbst sagt, auch mit der viel größeren OCCRP zusammen, dem Organized Crime and Corruption Reporting Project. Ein Blick auf die Website des OCCRP macht deutlich, dass dies nicht nur ein Forschungsprojekt zum Thema organisierte Kriminalität ist, wie der Name sagt. Es ist eigentlich eine antirussische Informationsdatenbank.

Die OCCRP berichtete beispielsweise ausführlich über Korruption in der russischen Finanzwelt.

Aber noch wichtiger: Die OCCRP wird, wie sie selbst erklärt, durch Organisationen wie Open Society des Spekulanten George Soros finanziert.“

Ein weiterer Sponsor des OCCRP ist USAID, die internationale Hilfsorganisation der US-Regierung und der Demokratiefonds der Vereinten Nationen (UNDEF).
[MH17 Abschuss: Wer sind eigentlich Bellingcat und Elliot Higgins?, Epoch Times, 03.06.2015]

Falsche Wolken über der Ukraine? Die Photoshop-Arbeiten des Kreml und die Fehler der Bellingcat-Analyse (Spiegelkabinett, 03.06.2015)
Ukraine-Intermezzo: wie Bellingcat arbeitet (Gabriele Wolff, 28.01.2015)
Rocket Man (Patrick Radden Keefe The New Yorker, 17.11.2013 – Google-Übersetzer)
27 000 PR-Berater polieren das Image der USA (Post, 12.02.2009)

mehr zu transatlantischen Beeinflussungs-Gesellschaften:

aktualisiert am 06.09.2019
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