Sonntag, 5. Januar 2020

Überraschende Ereignisse in den MH-17-Ermittlungen

Kurz nach dem Beginn des MH17-Prozesses wird der leitende Staatsanwalt Fred Westerbeke Chef der Polizei von Rotterdam, angeblich soll auch der Chef der ukrainischen MH17-Ermittler entlassen worden sein
Vor dem beginnenden MH-17-Prozess scheint Bewegung ins Spiel zu kommen. Fred Westerbeke, der die JIT-Ermittlungen als Staatsanwalt leitete, aber auch für andere Ermittlungen im Bereich Terrorismus und Organisierte Kriminalität zuständig ist, wird am 1. April Chef der Polizei von Rotterdam. Die Versetzung ist kurz nach dem Beginn des Prozesses Anfang März, der bis in das Jahr 2021 geplant ist und unter strengen Sicherheitsbedingungen stattfinden soll, eine bemerkenswerte Entscheidung.

Nicht bekannt scheint nach den Medienberichten zu sein, wer Westerbekes Nachfolger wird. Der Staatsanwalt ersetzt Frank Paauw, der im Frühjahr Polizeichef von Amsterdam wurde. Da gab es also eine Lücke zu füllen, zumal Westerbeke seine Laufbahn als Polizist und dann als Staatsanwalt in Rotterdam begonnen hatte. Aber ihn zu Beginn des politisch hoch angesetzten Mammutprozesses aus dem Job zu nehmen, lässt zumindest auch auf eine veränderte Einstellung schließen. War man mit Westerbekes Ermittlungen nicht zufrieden, war er zu sehr auf Russland fixiert, was aber auch die niederländische Regierung war und ist, oder wird im zu große Laxheit angelastet?

Zuletzt ist dem JIT trotz Intervention der niederländischen Regierung der als wichtige Zeuge und schließlich als Verdächtige bezeichnete Wladimir Zemak (Tsemakh) durch den Gefangenenaustausch zwischen der Ukraine und Russland verlustig gegangen. Er hätte womöglich der einzige Zeuge/Verdächtige sein können, der vor Gericht oder über einen Videolink befragt werden kann. Die vier übrigen Verdächtigen werden nicht vor Gericht erscheinen. Zemak, dem die Beteiligung an einer Terrororganisation (der "Volksrepublik Donezk") und das Verstecken des Buk-Systems vorgeworfen wird, was auf sehr wackeligen Beinen steht, war vom ukrainischen Geheimdienst nach Kiew entführt worden und sollte dort wohl gegen Angebote, wie er behauptet, gegen russische Verdächtige aussagen.

mehr:
- Überraschende Ereignisse in den MH-17-Ermittlungen (Florian Rötzer, Telepolis, 26.12.2019)
siehe auch:
MH17: Das Gerangel geht weiter… (Post, 04.09.2019)
MH17 – Der Sündenbock (Post, 13.08.2019)
- MH17: Ministerpräsident Malaysias bezweifelt Objektivität des JIT (Post, 01.06.2019)
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