Rund 80.000 Praxen von Ärzten, Zahnärzten und Psychotherapeuten können derzeit kein Versichertenstammdatenmanagement (VSDM) durchführen. Doch nicht nur das: Das Sicherheitsproblem kann auch das Einlesen der Versichertenkarten behindern und damit die Behandlung der Patienten sowie die Abrechnung. Lüder betont: "Außerdem sind die Ärzte nicht dafür verantwortlich oder zuständig, Störungen in der zentralen Telematikinfrastruktur (TI) zu beheben. Es ist gesetzlich fixiert (§ 291 SGBV), dass die inzwischen verstaatlichte gematik für die Schaffung 'einer interoperablen, kompatiblen und sicheren Telematikinfrastruktur' verantwortlich ist."
Diese existiere aber augenblicklich nicht. Nun würden Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapeuten wegen der nichterfolgten Aktualisierung eines Sicherheitszertifikates tatsächlich aufgefordert, eine auf der gematik-Website offen verfügbare Liste aller vertrauenswürdigen Zertifikatsherausgeber (TSL) auf den Konnektor aufzuspielen. "Das grenzt an Nötigung", so die FÄ-Vize. "Wir haben Medizin gelernt, nicht Informatik. Und natürlich wird uns anschließend, falls bei diesem absurden Vorgang Fehler unterlaufen, die datenschutzrechtliche Verantwortlichkeit wieder zugeschoben werden."
mehr:
- Shutdown der Telematikinfrastruktur mitten in der Corona-Krise (Freie Ärzteschaft, 09.06.2020)
siehe auch:
- Das un-/sichere Medizinische Internet (Post, 05.06.2020)
- Datenschutz: Anscheinend gelten Gesetze nur für die kleinen Leute (Post, 14.01.2020)
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