Freitag, 7. August 2020

Corona: Wozu das Ganze? Wo will man hin?


Jens Berger hat sich in seinem Beitrag mit der Frage der tödlichen Gefahr von Covid-19 auseinandergesetzt. Er weist u.a. auf unterschiedliche Zählweisen und Gesundheitssysteme in verschiedenen Staaten hin. Jens Berger meint, es „besteht kein rationaler Grund für Angst und Panik“ und fordert von Gesellschaft und Politik eine „mittel- bis langfristige Antwort“ für den Umgang mit Covid-19. Zahlreiche Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten haben schnell auf diesen Artikel reagiert. Es folgt eine Auswahl der eingereichten Leserbriefe, für die wir uns sehr bedanken. Zusammengestellt von Christian Reimann.


mehr:
- Leserbriefe zu „Wie tödlich ist Corona?“ (Christian Reimann, NachDenkSeiten, 07.08.2020) 

8. Leserbrief [von einem Intensiv-Arzt]

Das Spiel mit den Zahlen:
Statistiken sind oft Auslegungs- bzw. Glaubenssache.
Aber, was derzeit mit Zahlen veranstaltet wird, ist einfach grauenhaft!
Das fängt mit den diversen Corona-Test-Verfahren an, die eine nicht veröffentlichte, aber gruselige Quote an falsch-negativen bzw. falsch-positiven Ergebnissen hat. Von Kollegen weiss ich, dass eine schwere Lungenentzündung trotz mehrfacher negativer Tests trotzdem als Covid-Pneumonie klassifiziert wird … Eben, weil das Testergebnis so ungenau ist.

Und dann die veröffentlichten Zahlen:
Wen interessiert die Gesamtsumme aller Infektionen seit Januar?
Wen interessiert die Zahl der täglichen Neu-Infektionen?
Ich möchte wissen, wie viele der gestern weltweit Neu-Infizierten symptomlos sind oder eine stationäre oder gar intensivmedizinische Behandlung benötigen. Wie viele versterben. Und das bezogen auf die Einwohnerzahl … und bezogen auf Alter und Vorerkrankungen … und bezogen auf das Gesundheitssystem vor Ort .. und bezogen auf die allgemeine Lebensqualität.

Da werden medial gerne Einzelfälle irgendwo auf der Welt herausgehoben, dass es auch junge und unbelastete Patienten treffen kann. Aber das ist halt die Gaussche Verteilungskurve.

In der Schweiz gibt es aktuell die Diskussion, ob Clubs und Bars öffnen dürfen. Zürich ist relativ freizügig, in anderen Kantonen ist das verboten.
Vorgestern veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Zahlen, nach dem die meisten Ansteckungen in Clubs stattfänden (als Begründung für deren weitere Schliessung).
Am nächsten Tag musste korrigiert werden, von allen Neu-Infizierten hatten sich nur 1.9% in eben diesen Clubs angesteckt.

Angesichts dieses ganzen Zahlen-Wirrwars ist die oben genannte Schere verständlich.

Und bei diesen vielen Ungenauigkeiten scheint doch alles mehr eine „Glaubensfrage“ zu sein.

Das „Correctiv“ –ein angeblich unabhängiges Recherchezentrum – listet diverse angebliche „Fakes“ auf.
Klar lassen sich abstruse Alu-Hut-Theorien leicht als Fakes nachweisen. Aber die relevanten Fragen werden nicht gestellt. Und alle Fragen, die als „unbelegt“ qualifiziert werden, lassen sich genauso als „unbelegt“ den offiziellen Verkündigungen gleich stellen.

Aufarbeitung:
Genauso wenig, wie plausible Zahlen veröffentlicht werden, genauso wenig wird auch offen darüber nachgedacht, ob die getroffenen Massnahmen überhaupt verhältnismässig sind.

Prognose:
Und – am beunruhigsten – es gibt auch keinen Plan. Was wollen wir eigentlich mit all diesen Massnahmen erreichen? Am Anfang hiess es: Das Gesundheitssystem entlasten … okay, geh ich mit. Aber die Gesundheitssysteme sind seit Monaten eher „unter“lastet. Was will ich dann? Den Virus auf „0“ schrauben? Wird nicht funktionieren. Warten auf eine Impfung? Die wird niemals verlässlich kommen. Also, wozu das Ganze? Wo will man hin?

Mittlerweile tendiere ich doch langsam dazu, dass diese ganze Aktion mit ihrer geschürten Hysterie doch andere Beweggründe hat: Diskussion um Versammlungs- und Demonstrationsrecht, polizeiliche Überwachung von Restaurant-Besuchern etc … Freundliche Grüsse,

 H. Schneider
siehe auch:
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