Samstag, 15. März 2008

„Bildblog“ darf mosern

Die Internetseite „Bildblog.de“ darf sich weiter beim Deutschen Presserat über „Bild“ beschweren. „Der Deutsche Presserat hat am Mittwoch mehrheitlich entschieden, dass ein Missbrauch des Beschwerderechts durch das ,Bildblog‘ nicht zu erkennen ist“, sagte ein Presseratsprecher. Das Selbstkontrollgremium lehnte damit einen Antrag des Axel Springer Verlags ab, die Beschwerden zu verbieten. Ein Sprecher des Verlags hatte „Bildblog“ zuvor mit einem „Abmahnverein“ verglichen und den Betreibern vorgeworfen, den Presserat für eigene kommerzielle Interessen zu instrumentalisieren. „Bildblog“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, täglich die Fehler der „Bild“-Zeitung aufzudecken. epd
aus der Hannverschen Allgemeinen Zeitung vom 14.3.08


siehe auch Stephan Niggemeier, Springer 1968, im »Spiegel« der Zeit

Hier ist auch ein Zitat aus der Bayerischen Staatszeitung vom 19. April 1968 zu finden:

»Zahlreiche Analysen des Inhalts der „Bild-Zeitung” haben den Nachweis erbracht, daß dieses Blatt seit Jahren immer wieder seine Leser einseitig, lückenhaft und unsachlich informiert … Sie scheut nicht davor zurück, die Wahrheit zu verfälschen, wenn mit der Unwahrheit Ressentiments aufgerührt werden konnten. Die „Bild-Zeitung” spiegelt sehr deutlich wider, wie Zeitfragen von einem Teil unserer Gesellschaft, und zwar von den intellektuell wenig Geschulten, von einseitig Orientierten und halb Informierten erörtert werden. Dieses Gespräch ist durchsetzt mit Halbwahrheiten, Neid, Haß und Vorurteilen, mit Dummheit, Spießbürgertum und Desinteresse.«

Auf der gleichen Seite eine Einschätzung von Wilhelm Backhaus, ehemaliger Kolumnist bei Springer, ursprünglich veröffentlicht in einer SPIEGEL-Serie aus dem Jahr 1968 über Axel Springer:

»In Deutschland hingegen sind seit dem Kriege gerade Minderwertigkeitsgefühle und Ressentiments verlegerisch zu nutzen, und das gelang Springer mit dem kongenialen Chefredakteur von „Bild”, Peter Boenisch, noch auf eine besondere, viel gefährlichere Weise. Sie erreichten es, daß sich der Konsument von „Bild” nicht mehr mit dem Lesen begnügt; er wird aktiviert, man animiert ihn zur Zuschrift, man redet ihm ein, daß seine Stimme Volkes Stimme sei, daß Deutschland durch seinen Mund spricht.

So ist das Millionenheer der „Bild”-Leser bewußt zu einer politischen Macht aufgebaut worden, die ebenso bewußt gelenkt wie ausgespielt werden kann. Ihr Gewicht ist längst viel zu groß, als daß irgendein Politiker es noch wagt, sich ihr entgegenzustellen. Daß dies keine bloß konstruierten Spekulationen sind, hat Springer selbst durch die wiederholte Behauptung bestätigt, er und seine Politik erhielten ihren Auftrag, ihre Legitimation durch die tägliche Millionenzahl seiner Zeitungskäufer und -leser.«


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