Montag, 2. Januar 2017

Gebt den Geist frei

Cicero hat die 500 einflussreichsten Intellektuellen Deutschlands gekürt. Mit dabei sind alte Bekannte, aber auch neue Stimmen und solche, die sich in der Flüchtlingsdebatte heftiger Kritik ausgesetzt sahen. Die wichtigste Erkenntnis des Jahres: Die Freiheit des Denkens brauchen wir heute dringender denn je

Zum fünften Mal kürt Cicero die 500 wichtigsten Intellektuellen Deutschlands, ein kleiner Klassiker ist das mittlerweile. Die Liste beruht nicht wie die Person des Jahres von Time auf dem Prinzip Gefühl und Wellenschlag. Sondern auf einer systematischen Quellenauswertung über zehn Jahre. Wer wird wie oft zitiert, wer löst Debatten aus, wer mischt sich intellektuell ein?

Der immer gleiche Reflex
Zu keinem Zeitpunkt war ein Who is Who des Denkens in diesem Land wichtiger als heute. Denn seit dem Erscheinen des letzten Rankings 2013 hat sich die Debattenkultur hierzulande nicht zum Guten entwickelt. Wer sich in der Flüchtlingsfrage die Freiheit zum Widerspruch nahm, sah sich schnell als rechtsnationaler, islamophober Rassist stigmatisiert. So erging es unter anderem dem Philosophen Peter Sloterdijk, der sich in der Februarausgabe des Cicero nach den Vorgängen von Köln zu Wort gemeldet hatte und daraufhin umgehend von Herfried Münkler und anderen zum intellektuell Aussätzigen erklärt wurde. Es war der immer gleiche Reflex: Schublade mit dem Aufkleber „Rechtskonservativer Nationalist“ auf, Sloterdijk rein, auf den Stapel drauf, auf dem schon Botho Strauß und Rüdiger Safranski lagen. Schublade zu. Ende der Debatte. Auch Alice Schwarzer ging es mit einem Beitrag für Cicero im vergangenen Jahr nicht anders.

mehr:
- Gebt den Geist frei! (Christoph Schwennicke, 19.12.2016)

siehe auch:
- Martin Walser ist der wichtigste Intellektuelle (Cicero-Redaktion, 19.12.2016)
- Nehmt dem irren Putin die Killerdelfine weg! (Post, 02.05.2016)
Medien: intellektuelle Korruption in Konfliktzeiten (Post, 06.02.2016)
5 Thesen zum Misstrauen gegen Medien (Post, 19.12.2014)

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