Montag, 2. Januar 2017

Datenkapitalismus: Smarte Dinge, Social Scoring und Politik als soziale Physik

Würden alle Bundesbürger täglich beim Nachhausekommen ihren Briefkasten aufgebrochen, die Post geöffnet, in die Wohnung eingebrochen und alle Sachen durchwühlt vorfinden, es gäbe sofort einen gewaltigen (medialen) Aufschrei und massive Proteste. Im Reich des Digitalen ist Vergleichbares gängige Praxis, doch es regt sich so gut wie kein Widerstand. Denn das Eindringen staatlicher und privater Akteure in die Intim- und Privatsphäre geschieht dort unfühlbar und ungreifbar. Von wem man wie und warum gelesen, gespeichert, berechnet und gehandelt wird, bleibt im Ungefähren und Fernen.

Einer der größten Datenhändler Deutschlands ist die Firma Schober. In der Datenbank von Schober sind 50 Millionen Privatadressen mit jeweils hunderten Zusatzmerkmalen zu Konsumverhalten, der Wohn- und Lebenssituation und weiteren soziodemographischen Faktoren gespeichert. Mit diesen Daten wird der "Customer Lifetime Value" einer Person bestimmt, sprich deren Kreditwürdigkeit und Kaufkraft. Diese Kategorisierung nennt sich "Scoring" und ist mittlerweile ein Milliardengeschäft - allerdings ohne dass die Betroffenen daran mitverdienen würden beziehungsweise überhaupt nur eine Ahnung davon haben, dass dem so ist.

mehr:
- Im Panoptikum des Datenkapitalismus (Philipp von Becker, Telepolis, 01.01.2017)

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