Sonntag, 17. Juni 2018

Journalismus: „Von Guantanamo einmal abgesehen“

Die Fußball-WM 2026 soll in den USA, Mexiko und Kanada stattfinden. In den USA und Mexiko? War da nicht was? Ist da nicht was? Müssten Medien nun nicht, ähnlich wie bei der WM in Russland, kollektiv aufschreien und zum Boykott aufrufen? Unsinn. Denn: Man „sieht einfach mal ab“. Und schon darf ohne schlechtes Gewissen applaudiert werden.
echtes Gewissen applaudiert werden. Ein Beitrag von Marcus Klöckner.
Da stehen sie nun, die Worte, in einem Beitrag auf Zeit Online. „… von Guantanamo und den politischen Morden im Drogenkartellland Mexiko abgesehen“, schreibt Oliver Fritsch, Redakteur im Ressort Sport des Onlineportals, in einem Artikel, der sich mit der WM-Vergabe 2026 auseinandersetzt. Fritsch konzentriert sich in seinem Beitrag darauf, dass Trump (Empörung!) die WM in die USA geholt hat und die Fifa (wie so oft) sehr ‚eigenwillige‘ Entscheidungen bei der Vergabe von großen Turnieren an den Tag legt. Und natürlich darf das Stichwort „Korruption“ nicht fehlen – wobei in dem Artikel die fehlenden Belege, geschweige denn Beweise für Unregelmäßigkeiten bei der WM-Vergabe nach Russland kein Thema sind (zur rabenschwarzen Fifa-Korruptionsvergangenheit der USA siehe diesen Artikel der NachDenkSeiten
Und dennoch kann man den Artikel soweit vertreten, wäre da nicht der oben angeführte Satz. Im Gegensatz zur WM-Vergabe an Russland denke man, bei aller Kritik, im Hinblick auf die WM in den USA, Mexiko und Kanada nicht zuerst an Menschenrechte, meint Fritsch. Also von Guantanamo und den „politischen Morden“ in Mexiko abgesehen. Man reibt sich die Augen. Frage: Steht das tatsächlich so da? Ja. So steht es geschrieben.
mehr:
- Journalismus: „Von Guantanamo einmal abgesehen“ (Marcus Klöckner, NachDenkSeiten, 15.06.2018)

Merke: Man sieht, was man will.
Und: Sie lernen nichts.
[Super-Symbolbilder: „Putin, einsam und verlassen“, Stefan Niggemeiers Blog, 16.11.2014]

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