Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Schon irre Zeiten, in denen wir da leben. Dank weltweiter Recherchemöglichkeiten und Verknüpfungen sind immer mehr Menschen jedoch nicht mehr bereit den vorgefertigten und manipulativen Informationen entsprechender Verbände und Gruppierungen, Verlagshäusern und Think Tanks Glauben zu schenken. Die Aufgewachten, immer noch in einem viel zu geringen Prozentsatz, hinterfragen. Stellen Gegenfragen. Wollen verstehen und nicht mehr stillschweigend dulden und ausführen.
Die momentane Flut an Studien und Drohszenarien zeigt die zunehmende Nervosität gewisser Kreise. Stichwort Populismusgefahr. Parallel wird nichtsdestotrotz trotzdem schon an den nächsten Szenarien geschraubt und neue Schauplätze justiert. Stichwort: Iran.
Die demagogische Blendgranate der Stunde heißt jedoch weiterhin Russland. Kein Tag vergeht, an dem nicht eine Meldung, ein Tweet, eine neue haltlose Unterstellung in Verbindung mit diesen acht Buchstaben zu finden sind.
Beispiel 1: Twitter: Greta Thunbergs Social Media Team dachte sich am Dienstag dieser Woche, eigentlich müssen wir auch mal was mit Russland machen = Aufmerksamkeit. Für folgenden Tweet gab es umgehend breiten Zuspruch, Zitat: In manchen Ländern sind Klimaschulstreiks illegal. Das macht unsere Verantwortung, wir die wir dürfen, umso größer. Wir Kinder sollten nicht darauf hinweisen müssen. Aber dadie meisten Erwachsenen nichts machen, müssen wir etwas tun (2).
Darunter ein Bild von Greta mit Schild und handgeschriebener Aufschrift: Lasst Russland für das Klima streiken – #LetRussiaStrikeForClimate. Fairer Weise muss erwähnt werden, dass auch folgender Hashtag mit zum Tweet gehörte: #LetHongKongStrikeForClimate. Wie erwähnt, skurrile Zeiten.
Beispiel 2: Radio: Ein Feature auf SWR3 informierte aktuell seine Hörer so, Zitat: Infokrieg im Internet. Mit kaum etwas kann man so schön Verwirrung stiften wie mit gezielter Desinformation. Und dafür gibt es kaum ein besseres Mittel als das Internet. Russland soll massiv auf die Präsidentschaftswahlen in den USA Einfluss genommen haben. Und jetzt warnt die EU-Kommission, dass das auch in Europa geschieht (2).
Der inflationäre Einsatz des Wortes Krieg in der Überschrift gibt die Marschroute vor. Der vermeintliche Fachmann zum Thema beim SWR, ein Andreas Meyer-Feist, ermittelte „handfeste strategische Pläne des Kreml, um den immer deutlicheren Graben zwischen dem Osten und Westen Europas zu vertiefen.“
Beispiel 3: die FAZ, Zitat: Europawahlkampf: EU-Kommissarin warnt vor Desinformation. Die EU-Kommission hat seit Monaten Sorgen, dass vor allem Russland sich mit sogenannten Social Bots einmischen könnte, also automatisch erstellten Beiträgen in sozialen Netzwerken. Das EU-Parlament rüstet sich, Zitat: Mittlerweile gebe es eine eigene Einheit im europäischen Auswärtigen Dienst, die Desinformation aus Russland öffentlich macht (3). Einheit, auch schon wieder so ein militärischer Begriff. Man wappnet sich vor vermeintlichen russischen Angriffen.
Die Zeit zündelte gestern, Zitat: Russland: Die Scharfmacher (4)
mehr:- Tagesdosis 16.5.2019 – Russland? Russland. Natürlich Russland (Bernhard Loyen, KenFM, 16.05.2019)
siehe auch:
- Qualitätsmedium Tagesschau: Die Verwendung von Sprache (Post, 12.05.2019)
- Tagesdosis 11.5.2019 – Russische Kampf-Wale zum Wahlkampf (Susan Bonath, KenFM, 11.05.2019)
- Wenn Regierungen lügen und Medien mitmachen (Post, 09.05.2019)
- Mainstream goes Propaganda (Post, 08.05.2019)
- Geheimdienste und Leitmedien: unbekannte Fakten plus eindeutige Schlussfolgerungen ergeben unvoreingenommenes, faktenfreies Geschwurbel (Post, 15.03.2019)
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