Der Film gilt oft als Abgesang auf den klassischen Film Noir – doch „klassisch“ kann man Wellesʼ Kunst gewiss nicht nennen. Und diesen Film schon gar nicht: Er zählt zu den genialsten und typischsten Werken des Regisseurs, der seinem überbordenden Stil hier freien Lauf lässt.
„Im Zeichen des Bösen“ ist der erste Film, den Welles nach über zehnjähriger Abwesenheit wieder in Hollywood drehte. Nach „Die Lady von Shanghai“ (1947), übrigens ebenfalls ein Meisterwerk des Film Noir, hatte sich der Regisseur zeitweise aus Amerika verabschiedet und entweder unabhängige Produktionen wie die beiden Shakespeare-Verfilmungen „Macbeth – der Königsmörder“ (1948) und „Othello“(1952) oder in Spanien, München, Paris und Rom („Herr Satan persönlich“, 1955) gedreht. Um sich das nötige Geld für seine persönlichen Projekte zu beschaffen, wirkte Welles in den USA und in Europa als Schauspieler in über 100 Filmen mit, ohne bei der Rollenwahl besonders anspruchsvoll zu sein.
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- Im Zeichen des Bösen (Arte Mediathek)
Im Zeichen des Bösen ist ein US-amerikanischer Kriminalfilm aus dem Jahr 1958. Er wird dem Genre des Film noir zugeordnet. Regie führte Orson Welles, der nach dem Kriminalroman Unfehlbarkeit kann tödlich sein (Badge of Evil) von Whit Masterson (ein Pseudonym der Autoren Robert Wade und Bill Miller) auch das Drehbuch verfasste. Die Originalfassung wurde von dem Studio so stark gekürzt, dass Orson Welles ein 58-seitiges Memorandum schrieb und darin um Änderung bat. Eine anhand dieses Memorandums wiederhergestellte Fassung des Films gibt es seit 1998. Es ist auch der letzte Hollywood-Film von Welles, der frustriert von der Bevormundung durch kommerzielle Interessen danach nur noch in Europa produzierte.[…]
Dieser Film gilt als das Ende der klassischen Ära des Film noir. Charakteristisch sind das bedrohliche Milieu, in dem Gut und Böse nicht auseinanderzuhalten sind, und die Verkehrung der Rollen – Quinlan, ein Vertreter des Gesetzes, stellt sich als Beweise fälschender Betrüger und später sogar als Mörder heraus. Orson Welles spielt ihn extrem unsympathisch. Seinem moralischen, streng rational vorgehenden Gegenspieler Vargas, der Quinlans Spiel bald durchschaut, sind auf der amerikanischen Seite der Grenze weitgehend die Hände gebunden. Zudem muss er um seine Frau kämpfen, die von einer mexikanischen Bande unter Drogen gesetzt und verschleppt wird. Am Ende stellt sich heraus, dass Quinlan recht hatte: Der zunächst aufgrund von gefälschten Beweisen inhaftierte Ganove gesteht das Autobomben-Verbrechen. Die Eingangsszene, in der die Kamera ungeschnittene vier Minuten lang einem Auto folgt und einen Blick in die Straßen von Los Robles zeigt, ging in die Filmgeschichte ein. […]
Doch das ist das Große an diesem Film: Welles führt mit den gewohnten Sehkonventionen hinters Licht, lässt daran zweifeln, dass das, was vordergründig richtig zu sein scheint, auch wirklich richtig ist. Und dass sich am Ende der verkommene, versoffene, fertige Intrigant sich als eigentliche Identifikationsfigur entpuppt, eben weil er ungleich menschlicher und damit vor allem ehrlicher erscheint als der ehrgeizig streberhafte Jungspund.“ Filmzentrale[3] [Im Zeichen des Bösen, Wikipedia]
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