Freitag, 10. Juli 2020

Bild-Journalist Philipp Oehmke: „Die Zeit der Neutralität ist vorbei“



Die Zeit der Neutralität ist vorbei“, schreibt Philipp Oehmke, Spiegel-Korrespondent in New York, zustimmend im Spiegel. Er applaudiert dazu, dass James Bennet, der bei der New York Times die Meinungsseite verantwortete, gehen musste, weil er einen als solchen gekennzeichneten Meinungsbeitrag von Tom Cotton drucken ließ, einem republikanischen Senator und Anhänger von Donald Trump, der dessen Forderung bekräftigte, gegen gewaltsame Demonstranten notfalls auch das Militär einzusetzen. Der Spiegel-Korrespondent findet die Verteidigung mit Meinungspluralität „selbstgefällig und denkfaul“. Auch von journalistischer Neutralität hält er nichts:
Neutralität galt jahrzehntelang als Qualitätsmerkmal, als noble Erhabenheitsgeste der seriösen Presse. Die Einsicht, dass hinter jedem Text mit noch so großem Neutralitätsanspruch ein Autor mit eigener Biografie steckt, die sich in der komplizierten Welt von heute mit all ihren vielfältigen und verschränkten Identitäten kaum mehr missachten lässt, hat sich erst in den vergangenen Jahren im Journalismus niedergeschlagen. Der Neutralitätsjournalismus, der scheinbar von einer „Position aus dem Niemandsland“ kommt, wie es der New Yorker Medienforscher Jay Rosen bezeichnete, wirkt heute nicht nur uninteressant und unaufrichtig. Er versagt vor allem in seinem Auftrag als „vierte Gewalt“.
Denn gegenüber Donald Trump dürfe man nicht neutral sein, das habe ihn überhaupt erst zum Präsidenten gemacht. Daraus folgt, dass Herr Oehmke eigentlich gar nicht über Politik berichten, sondern diese selbst machen will. Die Journalisten könnten und sollten bestimmen, wer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. „Wer stets allen Positionen Raum verschaffen will, macht es sich einfach und begibt sich in eine moralische Indifferenz.“ Die Meinung eines andersdenkenden Präsidenten und von Millionen seiner Anhänger darf demnach nicht einmal mehr verbreitet werden. Dabei sitzt typischerweise die Regierung am längeren Hebel und definiert, was Fake News sind (siehe ‚Netzwerkdurchsetzungsgesetz soll Zensur durchsetzen‘, ‚Merkel und EU wollen abweichende Meinungen bestrafen‘ und ganz aktuell „EU bittet soziale Netzwerke wegen Corona-Fake-News zum Rapport“).
mehr:
- Ablehnung von Neutralität, Objektivität und Pluralität von Journalisten (Alexander Dilger, alexanderdilger.wordpress.com, 11.06.2020)
siehe auch:
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„Panikmache ohne Ende!“ Uli Gellermann attackiert Politik und Medien {27:45 – Start bei 5:32 
– Gellermann: »Das Prägende in der Zeit des Corona-Regimes ist die unglaubliche Angst-Kampagne, die über die Medien vorgetragen wird.«}

Sputnik Deutschland
Am 27.06.2020 veröffentlicht 
Das #Coronavirus hat tiefe Spuren hinterlassen. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Haushaltsloch sind offensichtlich. Doch wie konnte es gelingen, 83 Millionen Menschen hinter die Maske zu bringen? Denunzianten verrieten Coronasünder, die Opposition war auf Regierungslinie, Demonstranten wurden verhaftet, Abweichler mundtot gemacht, Medien kannten nur die eine Richtung. Unser Gast erkennt klare Zeichen einer „Prädiktatur“.
SNA-Moderator Benjamin Gollme lädt ein: Das erste Sommerinterview der Saison geht an den Journalisten und Autoren Uli #Gellermann. Seine „Die Macht um Acht“ ist eine feste Größe der Medienkritik und bei uns setzt er nahtlos an. Aus seiner Sicht versagen die Medien in kritischer Aufarbeitung auf ganzer Linie. Die Gründe dafür laut Gellermann: Einfluss, Karriere, Macht und, wie im Fall von Anne Will, Geld.
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