An Heiligabend ist der Politikwissenschaftler, der 58 Jahre an der Universität Harvard gelehrt hatte, in seinem Haus auf der Insel Martha's Vineyard gestorben.
Zwei gegensätzliche Konzepte der geschichtlichen Entwicklung haben die intellektuelle Diskussion seit dem Fall des Kommunismus beherrscht: Francis Fukuyamas These vom "Ende der Geschichte" und Samuel Huntingtons "Clash of Civilizations". Fukuyama formulierte im Jahr des Mauerfalls 1989 eine optimistische Vision der Zukunft, der zufolge die Geschichte mit einer gewissen Zwangsläufigkeit dazu neigt, liberale, kapitalistische Demokratien hervorzubringen. Huntingtons dunklere Vision, zuerst 1993 formuliert, sieht nach dem Ende des Kalten Krieges eine Ära voraus, die vom permanenten Kampf zwischen kulturell bestimmten Machtblöcken geprägt ist.
Huntington unterscheidet zwischen acht verschiedenen "Kulturen", "Zivilisationen" oder kulturellen Machtblöcken: 1. die westliche, mit den Machtzentren USA und Europa; 2. die slawisch-orthodoxe um das Machtzentrum Russland; 3. die islamische; 4. die "sinische" (China, Korea, die Mongolei), 5. Japan; 6. die hinduistische (vor allem Indien); 7. die lateinamerikanische und 8. die afrikanische Zivilisation. Besondere Aufregung verursachten Anfang der 90er-Jahre Huntingtons These vom Wiedererstarken der islamischen Zivilisation und seine Warnung vor den Konflikten "an den blutigen Rändern des Islam". Als am 11. September 2001 islamistische Terroristen das Herz des Westens angriffen, schien Huntington als Prophet bestätigt.
Wie fast allen Untergangspropheten ging es freilich auch Huntington darum, zu verhindern, dass die schlimmsten Folgen seiner Prophetie tatsächlich eintreten. Geprägt hatte ihn wie die meisten seiner Generation – er ist 1927 geboren – die Erfahrung des Vietnamkriegs. Damals glaubten die Theoretiker um John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson, denen auch Huntington als Berater diente, die Entwicklung Südvietnams zu einer prosperierenden Gesellschaft nach westlichem Vorbild bei gleichzeitiger Isolierung und Bekämpfung der Vietcong müsste dem kommunistischen Aufstand den Boden entziehen. Den Grund für das Scheitern der USA in Vietnam sah Huntington darin, dass die Amerikaner die kulturell geprägte Mentalität der Vietnamesen nicht verstanden hätten.
mehr:
- Politologe Samuel P. Huntington gestorben (Alan Posener, die Welt, 27.12.2008)
Huntington sieht die amerikanische Demokratie als Produkt einer bestimmten, angelsächsisch-protestantisch geprägten Kultur, mit ihrem Arbeits- und Verantwortungsethos, ihrem Geist des Kompromisses und ihrer Tradition der Selbstverwaltung auf der Basis gemeinsamer Werte. Im multikulturellen Großstadtdschungel sieht Huntington diese Werte genauso auf verlorenem Posten wie im Dschungel Vietnams.
Huntington blieb ein widerspruchsvoller Mensch: ein Anhänger der Demokratischen Partei, der aber im Zweifel der Ordnung den Vorrang vor der Freiheit gab; ein feuriger Vertreter seiner Prinzipien, der dennoch die schärfste Widerrede nicht nur duldete, sondern begrüßte; ein Akademiker, der bereits mit 23 Jahren an der Eliteuniversität Harvard lehrte, und zugleich ein engagierter Politikberater, der nie die Ferne vom Establishment zur Tugend erhob.
Von sich und seinem Land verlangte er Ehrlichkeit. Seiner Meinung nach war diese Ehrlichkeit unvereinbar mit "universalistischen Prätentionen", die zu Heuchelei, Doppelmoral und der Politik des "aber nicht" führten: "Die Demokratie wird gefördert, aber nicht, wenn sie islamistische Fundamentalisten an die Macht bringt; die Nichtproliferation wird für den Iran und den Irak gepredigt, aber nicht für Israel; der Freihandel ist das Elixier des Wachstums, aber nicht für unsere Landwirtschaft, Menschenrechte sind wichtig in China, aber nicht in Saudi-Arabien", schrieb er im "Kampf der Kulturen". Und bewies damit, dass der Wissenschaftler in seinem Herzen, wie die meisten Amerikaner, ein unverbesserlicher Moralist war.
An Introduction to Samuel Huntington’s The Clash of Civilizations- A Macat Politics Analysis [3:32]
Veröffentlicht am 12.05.2015
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The Clash of Civilizations Summary [2:42]
Veröffentlicht am 30.06.2013
The Clash of Civilizations by Samuel Huntington
Summary
Samuel Huntington on the 'Clash of Civilizations' [22:05]
Hochgeladen am 11.09.2011
» Der Westen eroberte die Welt nicht durch die Überlegenheit seiner Ideen oder Werte oder seiner Religion (zu der sich nur wenige Angehörige anderer Kulturen bekehrten), sondern vielmehr durch seine Überlegenheit bei der Anwendung von organisierter Gewalt. Oftmals vergessen Westler diese Tatsache; Nichtwestler vergessen sie niemals. «
[Samuel Phillips Huntington: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. 5. Auflage, Siedler bei Goldmann, München 1998, S. 68., zit in Wikipedia]
Noam Chomsky on The "Clash of Civilizations" [3:29]
Hochgeladen am 02.03.2007
Noam Chomsky on the Samuel P. Huntington "clash of civilizations", Islam, and the West's relashionship to the most extreme Islamic state - Saudi Arabia, a "key ally", according to Tony Blair.
"Who does control the world?" - Noam Chomsky - BBC interview 2003 [18:14]
Veröffentlicht am 21.02.2015
Also very important informations about capitalism you will find here: Prof. Richard Wolff https://www.youtube.com/channel/UCB-5... , Ecosocialism, climate justice, degrowth - Joanna Cabello [Carbontradewatch] - Daniel Tanuro [Ecosocialist International Network] https://www.youtube.com/watch?v=csuHt...
George Carlin: "Who Really Controls America" https://www.youtube.com/watch?v=hYIC0...
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Last Samurai - Katsumoto [5:06]
Hochgeladen am 06.11.2009
Katsumoto - Ende
siehe auch:
- "Last Samurai" im Kino: Ein Offizier und Gentleman (Fritz Göttler, Südddeutsche, 11.05.2010)
The Last Samurai I Will Tell You How He Lived [6:20]
Veröffentlicht am 09.12.2015
mein Kommentar:
Wir müssen die Dinge, die uns berühren, bewahren!
Und wir müssen eine Welt verhindern, in der uns nichts mehr berührt!